Weil der Mensch eben doch böse ist

"Die Hölle, das sind die anderen": Die Laienschauspielgruppe "Team Theater Cochem" brachte im Kloster Karthaus Jean-Paul Sartres "Geschlossene Gesellschaft" auf die Bühne.

 Die Laienschauspielgruppe „Team Theater Cochem“ inszeniert Jean-Paul Sartres „Geschlossene Gesellschaft“. Helene Dax (links) gibt die intelligente Inès, Bruni Kuhn die quirlige Estelle. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Die Laienschauspielgruppe „Team Theater Cochem“ inszeniert Jean-Paul Sartres „Geschlossene Gesellschaft“. Helene Dax (links) gibt die intelligente Inès, Bruni Kuhn die quirlige Estelle. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Konz. (kbb) Freiheit, Verantwortung und Abhängigkeit - diese Kategorien sind die bestimmenden Elemente in Jean-Paul Sartres "Geschlossener Gesellschaft". Das Drama des französischen Philosophen und politischen Schriftstellers erzählt die Geschichte von drei Menschen und ihrer dunklen Vergangenheit. Scheinbar zufällig treffen der Journalist Garcin (Ingo Köhler), die Postangestellte Inès (Helene Dax) und die ehemals wohlhabende Estelle (Bruni Kuhn) nach ihrem Tod in einem dunklen Raum aufeinander. Aus der Frage, warum gerade sie zusammen in dem inhalts- und sinnentleerten Raum gefangen sind, wird ein vielschichtiges Wechselspiel. Nicht ein Ausweg aus der unheilvollen Situation scheint das vorrangige Interesse der Protagonisten zu sein. Viel mehr interessieren die Vergehen der jeweils anderen, die schlussendlich dazu führten, nach dem Tod in die Hölle verbannt zu werden. Nach und nach offenbaren die drei Figuren die Abgründe ihres Lebens: Untreue, Mord, Feigheit. Sartre bringt es schließlich auf den Punkt: "Die Hölle, das sind die anderen". Denn einzig durch die Mitgefangenen kann der Einzelne nach einem vom Versagen geprägten Leben seelische Genugtuung erfahren. Die Abgrenzung vom Gegenüber

Daraus ergeben sich wechselseitige Abhängigkeiten, die sich in Machtausübung kristallisieren. Sartre definiert den Individualismus nicht als eigenes kreatives Vermögen, sondern als bloße Fähigkeit zur Abgrenzung vom Gegenüber. Das eigene, individuelle Leben ist folglich nur in der Gesellschaft mit anderen denkbar. Unter der Regie von Rainer Laupichler wirken die Darsteller bei der Aufführung in Konz größtenteils überzeugend, wenn auch manchmal nicht absolut sicher. Die spartanische Inszenierung ohne Kulisse verlangt dem Publikum eine eigene Interpretationsleistung ab, wirkt sich aber nicht mindernd auf die Qualität der Aufführung aus. Tiefgang und Anspruch des Stücks liegen bei der Vorlage Sartres, der in seiner "Geschlossenen Gesellschaft" die menschlichen Abgründe pointiert in Worte fasst.

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