Handel Krieg und Inflation dämpfen Kauflaune

Trier · Trotz wieder voller Fußgängerzone in Trier liegt die Zahl der Kunden in der City noch nicht auf dem Niveau vor Corona. Handelsverband Rheinland-Pfalz spricht von großer Kaufzurückhaltung.

 Eine Frau geht mit Einkaufstaschen in der Hand durch die Innenstadt. Die Kauflaune der Deutschen ist derzeit durch Krieg und Inflation gedämpft.

Eine Frau geht mit Einkaufstaschen in der Hand durch die Innenstadt. Die Kauflaune der Deutschen ist derzeit durch Krieg und Inflation gedämpft.

Foto: dpa/Edith Geuppert

Es ist wieder Leben in den Städten. Die Fußgängerzonen sind vor allen an den Wochenenden gut gefüllt. Auch in Trier herrschte am Samstag vor Pfingsten viel Betrieb. Doch das Bild täuscht. Denn laut einer Auswertung des Gewerbeimmobilien-Unternehmens Engel &Völkers liegt in vielen Städten die Passantenfrequenz in den Fußgängerzonen nur knapp über oder sogar unter der im vergangenen Jahr als es noch deutlich mehr Corona-Maßnahmen wie etwa Maskenpflicht in Geschäften gab. Auch gab es im vergangenen Jahr um diese Zeit noch Einschränkungen in der Gastronomie. Laut den Zahlen lag die Zahl der Passanten, gezählt am 10. Mai dieses Jahres, um fast fünf Prozent unter der am gleichen Tag im Vorjahr.

Nach den Zahlen des Portals Hy­­­street, das die Passantenfrequenz in verschiedenen Fußgängerzonen mittels Lasermessung erfasst, ist die Zahl der Passanten in Trier seit April, als die Maskenpflicht etwa in den Geschäften fiel, stetig gestiegen und lag seitdem an einzelnen Tagen sogar leicht über dem Durchschnitt.

Der Vorsitzende der City-Initiative Trier, Patrick Sterzenbach, bestätigt die Zahlen. Es laufe deutlich besser als vor einem Jahr, man sei aber, was die Zahl der Kunden angehe, nicht noch nicht auf Vor-Corona-Niveau. Was sich momentan in Trier bemerkbar mache, sei das Ausbleiben von Touristen aus China (wegen einer strengen Null-Covid-Politik gibt es dort immer noch einen Lockdown). Auch aus Russland kämen wegen der Sanktionen keine Touristen mehr, sagt Sterzenbach. Weniger geworden seien die Urlauber aus Großbritannien. Hinzu käme dann noch die Unsicherheit bei den hiesigen Kunden wegen der steigenden Preise.

Thomas Scherer, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Rheinland-Pfalz spricht von einer „großen Kaufzurückhaltung“. „Viele kaufen nur noch das Notwendigste. Lustkäufe finden kaum noch statt“, sagte Scherer unserer Redaktion. Das bekomme auch der Lebensmittelhandel zu spüren. Zählte dieser während der Hochphase der Pandemie noch zu den Gewinnern, mache sich nun auch dort die Kaufzurückhaltung bemerkbar. Es würden weniger hochwertige Lebensmittel gekauft, erklärt Scherer. Der Handel gehe daher mit „gedämpften Optimismus“ in den Sommer. Das bestätigt auch der Handelsverband Deutschland. „Die anhaltende Corona-Pandemie und der russische Krieg in der Ukraine haben die Entwicklung der Verbraucherstimmung in den vergangenen Monaten beeinflusst. Es ist daher nicht zu erwarten, dass sich die Stimmung der Verbraucherinnen und Verbraucher in der nächsten Zeit aufhellt.“ Die sogenannte Anschaffungsneigung sei auf ein neues Allzeittief gefallen. Die Verbraucher seien Anschaffungen gegenüber weiterhin verhalten eingestellt. „Die Sparneigung bleibt hingegen nahezu unverändert. Angesichts zuletzt durchgängig gestiegener Verbraucherpreise herrscht unter Verbrauchern somit Konsumzurückhaltung“, lautet das Fazit des Handelsverbands.

Um die Kauflaune der Verbraucher wieder aufzuhellen, müsse der Krieg in der Ukraine durch erfolgreiche Friedensverhandlungen beendet und die Inflation spürbar zurückgehen, sagt Konsumexperte Rolf Bürkl, Konsumexperte beim Marktforschungsinstitut GfK. Die Konsumstimmung sei nach wie vor „an einem absoluten Tiefpunkt“, so Bürkl.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort