Justiz Amokprozess und Cyberbunker: Journalisten kritisieren Arbeitsbedingungen am Trierer Landgericht

Trier · Wegen der Arbeitsbedingungen von Journalisten am Trierer Landgericht gibt es Kritik. Die Gewerkschaft DJV hat sich deshalb an Justizminister Herbert Mertin gewandt. Auch TV-Chefredakteur Thomas Roth findet deutliche Worte.

 Erschwerte Arbeitsbedingungen in Corona-Zeiten: Blick in den Gerichtssaal des Trierer Landgerichts beim Amokprozess.

Erschwerte Arbeitsbedingungen in Corona-Zeiten: Blick in den Gerichtssaal des Trierer Landgerichts beim Amokprozess.

Foto: TV/Bernd Wientjes

Wegen der Zugangsbeschränkungen für Journalisten am Trierer Landgericht hagelt es Kritik. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) fordert in einem Offenen Brief an den Mainzer Justizminister Herbert Mertin (FDP) bessere Berichterstattungsmöglichkeiten in Gerichten. Auslöser sind die stark eingeschränkten Akkreditierungen für Journalisten in zwei Prozessen von überregional großem Interesse.

So sind etwa im Prozess um die Trierer Amokfahrt nur elf Presseplätze vorgesehen. „Es ist uns bewusst“, heißt es in dem Offenen Brief, „dass durch die Corona-Hygieneauflagen auch Gerichte vor großen Herausforderungen stehen.“ Aber dies dürfe nicht zu Lasten der Bericht erstattenden Kolleginnen und Kollegen gehen. Die Wahl größerer Räumlichkeiten für den Prozess oder zumindest eine Video-Übertragung aus dem Gerichtssaal für JournalistInnen hätte das Problem gelöst.

 Ein Kamerateam bei der Arbeit am ersten Tag des Amokfahrt-Prozesses am Trierer Landgericht.

Ein Kamerateam bei der Arbeit am ersten Tag des Amokfahrt-Prozesses am Trierer Landgericht.

Foto: TV/Anja Theis

„In Rheinland-Pfalz wiederholt sich, was Berichterstatter auch schon bei anderen bedeutenden Gerichtsverfahren, etwa beim Münchner NSU- Prozess, erleiden mussten: viel zu wenige Presseplätze für großes überregionales Medieninteresse“, kritisiert DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall. Und Andrea Wohlfart, Vorsitzende des DJV Rheinland- Pfalz, fügt hinzu: „Es ist für unsere Kolleginnen und Kollegen unzumutbar, schon nachts vor dem Gerichtsgebäude auszuharren, um einen der wenigen Plätze zu ergattern.“

Der DJV hofft, dass sich der rheinland-pfälzische Justizminister des Problems annimmt.  Den Anstoß zu diesem Schreiben hat die Trierer DJV-Bezirksvorsitzende Sabine Krösser gegeben.

Der Chefredakteur des Trierischen Volksfreundes, Thomas Roth, unterstützt die Forderungen des DJV:  „Die Einschränkungen sind gerade in Trier deutlich zu spüren. Gerade bei Prozessen wie dem zur Amokfahrt, aber ebenso in den Cyberbunker-Verhandlungen fällt dies auf.“ Nicht nur die Beschränkung der Presseplätze sei dabei ein Thema, das die Arbeit verschiedener Journalistinnen und Journalisten erschwere. „Ein weiteres Ärgernis ist, dass nach Prozessbeginn kein Wechsel der Gerichtsreporter mehr möglich ist. Gerade bei solch langen Prozessen ist dies aber immer wieder einmal notwendig. Wenn wir hier nur noch Bittsteller sind, schränkt dies die Pressefreiheit deutlich ein.“ Daher hoffe er, dass der Brief und die Kritik vieler Kolleginnen und Kollegen nicht nur ernst genommen werde, sondern sich die Arbeitsmöglichkeiten deutlich verbesserten.

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