100 Hertz - Die Fernsehkolumne: "Hatufim - In der Hand des Feindes"

Nimrod Klein und Uri Zach liegen auf ihren Betten. Dabei werden sie über eine Kamera von zwei sich langweilenden Soldatinnen der israelischen Armee beobachtet.

Als Major Chaim Cohen den Raum betritt, fragt er die Beobachterinnen: "Und: Sprechen sie miteinander?" Die Frauen schütteln ihre Köpfe. "Zoomt auf die Hände!", befiehlt er. In Großaufnahme sieht man, wie sich die Finger der zwei in einem regelmäßigen Takt bewegen. Cohen befiehlt: "Besorgt mir einen Dechiffrierer!" "Hatufim - In der Hand des Feindes" ist die sehenswerte Blaupause der amerikanischen Erfolgsserie "Homeland". Während in "Homeland" Nicholas Brody nach acht Jahren aus einem irakischen Terroristenversteck befreit wird, kehren im israelischen Original die zwei Soldaten Nimrod und Uri nach 17 Jahren nach Israel zurück. Sie werden gegen Gefangene der Terroristengruppe "Kinder des Dschihad" ausgetauscht. Ein dritter Soldat, Amiel Ben Chorin, kommt in einem Sarg in seine Heimat zurück. Die Heimkehrer stehen ihren Familien beim erstmaligen Wiedersehen sprachlos gegenüber. Auf der einen Seite stehen die von Folter gezeichneten Soldaten, auf der anderen Nimrods Familie und Uris frühere Verlobte Nurit Halevi, die zwischenzeitlich Uris Bruder Yaki geheiratet hat. Allein Yael steht abseits, erfährt, dass ihr Bruder Amiel tot ist. Dieses anfängliche Schweigen ist der Auftakt zu einem spannungsgeladenen Kammerspiel. Von Nurit verlangt der Staat, dass sie Uri nicht erzählt, dass sie geheiratet hat. Beide können einander nur langsam wieder vertrauen. Nimrod findet keinen Draht zu seinen zwei Kindern und Yael flüchtet sich in eine Fantasiewelt. Währenddessen fürchtet das israelische Militär, dass die Soldaten von ihren Entführern umgedreht wurden - und will sogar ihre Fingerbewegungen dechiffrieren lassen. Der Autor Gideon Raff, der auch das Skript zu Homeland schrieb, beschreibt in Hatufim auf beklemmende und einfühlsame Art und Weise die Sprachlosigkeit der Gesellschaft im Umgang mit ihren "Kriegshelden". Unbedingt anschauen! Alexander Schumitz Die nächsten acht Folgen der Serie "Hatufim - In der Hand des Feindes" laufen vom 16. Mai bis 6. Juni jeden Donnerstag um 21 Uhr auf arte.

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