100 Hertz - Die Fernsehkolumne: Tatort

Viel Zeit bleibt dem neuen saarländischen Tatort-Ermittler Jens Stellbrink, gespielt von Devid Striesow, nicht zur Eingewöhnung. Eben noch versichert er seiner Mutter, dass es bei der Mordkommission nicht gefährlich ist, weil in der Regel die anderen umgebracht werden.

 Der Neue: Hauptkommissar Jens Stellbrink (Devid Striesow). Foto: ARD

Der Neue: Hauptkommissar Jens Stellbrink (Devid Striesow). Foto: ARD

Wenig später ist er in die erste Prügelei verwickelt und finstere Gestalten verfolgen ihn. Denn beim Einkauf im Baumarkt, bei dem er mit Friesennerz, kurzen karierten Hosen und Gummistiefeln bekleidet ist, läuft ihm das Mädchen Melinda über den Weg. Von da an nimmt der Krimi rasant Fahrt auf. Stellbrink und das Mädchen hasten durch den Wald und verstecken sich vor bewaffneten nordafrikanischen Verfolgern in einem alten stillgelegten Freizeitpark. Die Verständigung zwischen Melinda und dem Polizisten ist schwierig, denn das Mädchen spricht kein Wort Deutsch, doch das Vertrauen zwischen beiden wächst schnell. Der Spannungsbogen wird bei diesem Tatort bis zum Schluss gehalten und die Handlung bietet einige Wendungen. Es geht um Politik, um Drogenhandel und um nordafrikanische Diplomaten. Aber so ganz ernst nehmen kann man das neue Team aus Saarbrücken nicht. Da ist zum einen Hauptkommissar Stellbrink, der mit sonderbarer Kleidung wie einer asiatischen Wickelhose und einer Vorliebe für Yoga verblüfft. Er gewinnt Erkenntnisse, indem er in "seinem Unterbewusstsein" nachschaut wie andere in einer Schreibtischschublöade. Kollegin Lisa Marx ist als toughe Ermittlerin der Gegenpol. Sie ist schon zu Beginn beim Kampftraining und wenig später beim Schießtraining zu sehen und wirkt mitunter stark genervt vom neuen Kollegen. Dazu kommt die Staatsanwältin, die wie so oft in Fernsehkrimis leicht überspannt daherkommt und Sätze wie "mir sitzt die Politik im Nacken" äußert. Natürlich bietet sich zwischen ihr und dem unkonventionellen Stellbrink jede Menge Konfliktpotential. Als Highlight in dieser ersten Folge taucht noch eine Krimibegeisterte alte Dame auf, die Stellbrink und das Mädchen vor ihren Verfolgern versteckt und gerne mit ihm ermittelt. Schade nur, dass sie einen so konservativen Ehemann hat. Alles in allem ist es ein spannender und unterhaltsamer Krimi. Das Ende lässt Fragen offen. Man kann gespannt sein auf die nächsten Folgen. Nora John ARD, 27. Januar, 20.15 Uhr

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