15 Konzerte bis zum 2. Juli: Beethoven zur Eröffnung

Echternach · Das Eröffnungskonzert des Echternacher Festivals zeichnet sich durch eine historische Aufführungspraxis aus. Parallel hält die Stiftung "Forum der Zivilisationen" ihre erste Konferenz ab.

Echternach. Ausverkauftes Haus zum Auftakt der Kernspielzeit des Internationalen Festivals in Echternach. Schon im März hatte es eine vorgezogene Ouvertüre mit Hélène Grimaud und dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra in der Luxemburger Philharmonie gegeben (der TV berichtete). Nun also, in Anwesenheit vom Schirmherr des Festivals, Großherzog Henri, der Start zu den 15 Konzerten, die bis zum 2. Juli das klassische Geschehen in Echternach bestimmen werden.
Zu Gast waren die Heidelberger Sinfoniker unter der Leitung von Thomas Fey. Ein Klangkörper, der in seinem Ursprung schon seit 1987 besteht und sich die historische Aufführungspraxis auf die Fahnen geschrieben hat. Auf dem Programm fand sich vor der Pause die sechste Streichersinfonie von Felix Mendelssohn Bartholdy und die Sinfonie Nr. 90 von Joseph Haydn.
Was sind die Kennzeichen einer historisch informierten Aufführungspraxis? Sind es allein die historischen Instrumente? Da stolperte man bei den Heidelbergern ein wenig, denn zu den Naturtrompeten und Naturhörnern gesellten sich moderne Holzbläser und historische Spieltechnik konnte man bei den Streichern auch nicht beobachten. Für Fey scheint ein besonderes Merkmal der alten Spielweise das schnelle Tempo zu sein. Hier feuerte er seine Mitstreiter zu atemberaubenden Leistungen an. Blieb die Frage, ob er damit auch der Musik einen Gefallen tat, die man eindeutig mit Nein beantworten muss. Mendelssohn mag für den dritten Satz seiner Es-Dur Sinfonie ein Prestissimo vorschreiben. Das kann aber nicht heißen, dass die Musik so schnell ist, dass sie keinen Klang mehr entwickeln kann. Gleiches galt für Haydns Sinfonie, die teilweise vorbei-huschte, ohne dass die Strukturen erfahrbar wurden.
Nach der Pause gab es das fünfte Klavierkonzert von Ludwig van Beethoven mit dem Luxemburger Jean Muller als Solist. Er war, wenn auch nicht perfekt, so doch der leuchtende Stern des Abends. Muller ließ sich von den teilweise deutlichen Intonationsproblemen, die das Orchester immer wieder hatte, nicht beeinflussen. Seine Interpretation zeigte Reife und war, auch wenn sein Spiel gelegentlich ein wenig stolperte, überzeugend. Ein alles in allem glanzvoller Eröffnungsabend für das Festival. gkl
2010 hat sich die Stiftung "Forum der Zivilisationen" mit dem Ziel des Dialogs der Kulturen weltweit in Echternach gegründet. Im Echternacher Trifolion trafen sich internationale Vertreter zur ersten Konferenz, die sich mit der Frage beschäftigte, welchen Einfluss Philanthropie (Menschenliebe) und Stiftungen auf Staatswesen und Kulturen haben. Die Konferenz beschäftigte sich mit Sichtweisen, in welchem Umfang Wohlfahrtstätigkeit in den Bereichen des Gesundheitswesens, der Sozialfürsorge, der Bildung oder Kultur privaten, philanthropisch tätigen Institutionen oder aber einer staatlichen Verantwortung unterfallen und dementsprechend von privater oder öffentlicher Hand finanziert werden sollen. Ebenso wurden die Fragen beleuchtet, welche Macht große Stiftungen in der Politik haben. gkl

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