1900 Besucher: Schweizer Schlagersängerin Beatrice Egli gibt ihr erstes Solo-Konzert in Trier

So mancher, der als „Superstar“ gestartet ist, wurde zum Bruchpiloten. Beatrice Egli dagegen schwebt noch immer am Schlagerhimmel. 1900 Besucher haben am Freitagabend in der Trierer Arena an Bord der „Egli Air“ eingecheckt.

Ein Mann ist schuld, dass Beatrice Egli kurz aus dem Konzept gerät. "Manfred aus Wittlich", wie er sich auf der Bühne vorstellt. Er hat sich gemeldet, als die Sängerin "den größten Macho" im Publikum suchte. Dabei hat er den Arm nur gehoben, "weil ich einfach zu dir auf die Bühne wollte!" Nun sitzt Manfred da, eine Tänzerin des Fernsehballetts auf dem Schoß, und darf sich von Egli und ihren Background-Sängerinnen mit erhobenem Zeigefinger das Lied "Komm, hör auf!" anhören. Zum Dank soll er einen quietschrosa Beatrice-Fanschal ("Die Farbe steht dir gut!") bekommen. Doch der Wittlicher gibt den Schal zurück und kontert: "Die Farbe der unbefriedigten Frauen!" Von wegen kein Macho ... Jetzt ahnt man, was die Schweizerin damit meinte, dass die Schmetterlinge im Bauch auch mal eine Bruchlandung hinlegen.

Einen zwar turbulenten, aber doch sicheren Flug erleben dagegen die 1900 Gäste an Bord der "Egli Air". Passend zum aktuellen Hit "Fliegen" betritt die Schlager-Kapitänin die Bühne mit Pilotenmütze und vier silbernen Streifen an den Ärmeln. Die Reise setzt sich fort mit spanischen Gitarrenklängen zum Reinhard-Mey-Titel "Über den Wolken" und brasilianischen Samba-Rhythmen. Mit "1000 und 1 Nacht" geht es - nein, nicht in den Orient, sondern zurück in die 80er zu Deutschrocker Klaus Lage.

Als "Schlager 2.0" hatte Egli Pop-Rock bezeichnet, als sie 2013 bei "Deutschland sucht den Superstar" den Titel "Ich lebe" von Christina Stürmer gesungen hatte. Und die rockigeren Klänge stehen ihr in der Tat ebenso gut wie der hautenge Lederoverall den sie dazu trägt. Der stammt übrigens aus Trier: vom Label "Cuir Royal" der Modedesignerin Anja Herznach.

Den Hauptteil des Konzerts bilden aber Beatrice Eglis eigene Lieder. Nach mittlerweile vier Alben hat sie davon ja auch mehr als genug - von ihrem "Superstar"-Siegertitel "Mein Herz" über "Ohne Worte" bis zum "Kick im Augenblick". Dabei hat sich die Sängerin deutlich weiterentwickelt: Immer häufiger schreibt sie selbst an Texten und Melodien mit, setzt eigene Ideen um und schlägt öfter auch mal ruhigere Töne an - etwa bei "Nichts als die Wahrheit", das sie sitzend und nur von Cello und Klavier begleitet vorträgt.

Viele der Kandidaten, die in den bislang 13 Staffeln der RTL-Show zum "Superstar" gekürt wurden, sind längst wieder vergessen. Aneta Sablik - 2014 Eglis Nachfolgerin - musste 18 von 20 geplanten Konzerten ihrer ersten Tournee absagen. Beatrice Egli dagegen spielt zwar vielleicht nicht in der ersten Liga wie Helene Fischer oder Andrea Berg, als Schlagerstar hat sie sich aber fest etabliert. Mit strahlendem Lächeln, starker Bühnenpräsenz und ihrer unbekümmerten Art, wenn sie sich zu "Bitte, bitte" durch das Publikum in der Trierer Arena knuddelt, zeigt sie, dass ihr Herz immer noch brennt - für den Schlager und für ihre Fans. Aufgrund einiger Zugaben setzt die "Egli Air" nach zweieinhalb Stunden mit deutlicher Verspätung zur Landung an. Eine Fluggastentschädigung jedoch fordert keiner der Passagiere.

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