Neue CDs Ein Höhepunkt des Liedgesangs

Den Besuchern der Trierer Silvesterkonzerte ist David John Pike kein Unbekannter.  Der kanadische Bariton, der in Luxemburg lebt, gehört mit der Noblesse seiner Tongebung in den Trierer Chorkonzerten immer wieder zu den profiliertesten Solisten.

 David John Pike (Bass, im Vordergrund, von rechts) sang als Solist beim jüngsten Silvesterkonzert in St. Paulin in Trier gemeinsam mit Dere Rue (Tenor), Claudia Glesius (Alt) und Eva-Maria Amann (Sopran). Inzwischen sind zwei CDs von dem aus Kanada stammenden Bariton erschienen.

David John Pike (Bass, im Vordergrund, von rechts) sang als Solist beim jüngsten Silvesterkonzert in St. Paulin in Trier gemeinsam mit Dere Rue (Tenor), Claudia Glesius (Alt) und Eva-Maria Amann (Sopran). Inzwischen sind zwei CDs von dem aus Kanada stammenden Bariton erschienen.

Foto: Martin Möller

Jetzt hat Pike zwei CDs vorgestellt, die in ihrer Vielfalt und Originalität aufhorchen lassen.

Die erste CD ist sicherlich ein mutiges Experiment.  Ob es gelungen ist, bleibt fraglich. Gustav Mahlers Lieder mit Orgel statt Klavier oder Orchester einzuspielen, gehört zweifellos zu den riskanteren Projekten im weiten Feld der Arrangements. Keine Frage: David Briggs erweist sich an der Orgel der Trierer Konstantin-Basilika als exzellenter Organist, und David John Pike bewährt sich als sorgfältig geschulter Liedsänger. Text-Artikulation und musikalische Intonation stimmen, und Pike ist zudem mit Mahlers diffiziler Ausdruckswelt bestens vertraut. Zweifelhaft freilich bleibt, ob eine Kombination Bariton-Orgel die unnachahmliche Verbindung aus Naturlaut und romantischer Reflexion bei Mahler zum Klingen bringen kann. Trotz seiner Fülle an Farben behält der Orgelklang eine eigentümlich sakrale Starre. Auch im Gesang wirken dramatische Partien angestrengt und lyrische Ruhepunkte sentimental. Und im Hall der Konstantin-Basilika geht zudem jeder Anflug von Intimität verloren.

Die zweite CD widmet sich dem Jubilar des Jahres, und das durchaus produktiv. Dass Beethoven auf einem CD-Programm erscheint, zählt zu den Selbstverständlichkeiten im Beethoven-Jahr. Weniger selbstverständlich ist, wenn ein zeitgenössischer Komponist mit eigener Musik auf den Klassiker Bezug nimmt. James Wright, Jahrgang 1959 und Professor an der kanadischen Carleton Universität in Ottawa, hat drei Liebesbriefe Beethovens aus dem Jahr 1812 für Bariton und Klaviertrio vertont – drei Briefe „An die unsterbliche Geliebte“. Diese Musik verrät die Hand des versierten Komponisten. Wright meidet alle Stilkopien. Und doch klingt in seinen Vertonungen untergründig Beethovens Tonsprache mit. David John Pike läuft bei ihnen zur Hochform auf. Aber auch Beethoven Zyklus „An die ferne Geliebte“ ist bei ihm in besten Händen. Textprägnanz, lyrische Intimität, die unversehens und kontrolliert dramatisch auslädt, dazu eine Vielzahl subtiler Ausdrucks-Nuancen machen seine Interpretation zu einem Fest des Liedgesangs. Und das Gryphon-Trio macht mit Beethovens Erzherzog-Trio das Glück der Zuhörer vollkommen. Bereits im Oktober 2017 hinterließ dieses Ensemble im Trierer Kurfürstlichen Palais einen tiefen Eindruck. Der TV schrieb damals: „Die rund 80 Besucher sprangen von den Stühlen und beruhigten sich erst nach zwei Zugaben. Es war die leidenschaftlich durchpulste Interpretation einer großen Musik.“
Martin Möller

Gustav Mahler, Orchestergesänge für Orgel übertragen. David John Pike, Bariton, David Briggs, Orgel. Analekta AN 2 9810

 David John Pike mit 2 neuen CDs

David John Pike mit 2 neuen CDs

Foto: CD Label
 David John Pike mit 2 neuen CDs

David John Pike mit 2 neuen CDs

Foto: CD Label

Ludwig van Beethoven, An die ­ferne Geliebte op. 98., „Erzherzog-Trio“ op. 97. James Wright, Briefe an die unsterbliche Geliebte. Gryphon Trio, Analekta AN 2 9522

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