24 Präludien, 24 Fugen, 24 Tonarten

Martin Stadtfeld hat am Sonntag knapp 300 Zuhörer im Barocksaal des Kloster Machern begeistert. Über zwei Stunden füllte er mit seiner Interpretation des ersten Teils von Johann Sebastian Bachs "Das Wohltemperierte Klavier".

 Martin Stadtfeld am Steinway-Flügel im Barocksaal des Kloster Machern. TV-Foto: Verena Schüller

Martin Stadtfeld am Steinway-Flügel im Barocksaal des Kloster Machern. TV-Foto: Verena Schüller

Bernkastel-Kues. (ves) "Das alte Testament der Klavierspieler" nannte es der deutsche Klaviervirtuose des 19. Jahrhunderts, Hans von Bülow, "zum Nutzen und Gebrauch der lehrbegierigen musikalischen Jugend" schrieb es der Komponist selbst: "Das Wohltemperierte Klavier" von Johann Sebastian Bach mit Präludien und Fugen in allen 24 Tonarten.

Beim Mosel Musikfestival spielte Martin Stadtfeld am Sonntag all diese 24 Präludien und 24 Fugen. Im Barocksaal des Kloster Machern präsentierte der 1980 in Koblenz geborene Pianist den kompletten ersten Teil des umfassenden Werkes. Knapp 300 Zuhörer kamen zu dem schon seit Monaten ausverkauften Konzert. Und das, obwohl Stadtfeld hier wahrlich kein Neuling ist. "Er hat schon am meisten Konzerte beim Mosel Musikfestival bestritten", sagte Hermann Lewen, Intendant des Mosel Musikfestivals. 2001, 2004, 2005, 2006, 2007 und nun 2008 war Martin Stadtfeld im Festival-Sommer an der Mosel.

Doch auch dieses Mal begeisterte er sein Publikum. Und das ausgerechnet mit 48 Stücken, die eigentlich nur der praktischen Übung dienen sollten. Aber von stupiden Klavierübungen hat Stadtfelds Präsentation von "Das Wohltemperierte Klavier" rein gar nichts. Er erweckt jedes Präludium und jede Fuge zu ganz eigenem Leben. Die einen sind fröhlich verspielt, die anderen kraftvoll opulent und die nächsten voller zarter Emotionen. Und plötzlich sind es bei Weitem keine Stücke mehr, anhand derer jeder Klavierschüler die Verschachtelung von Themen, das Herausstellen von Melodiestimmen und die Betonung des Kontrapunkts kennenlernt. Vielmehr werden sie zu in sich abgeschlossenen kleinen Werken, die frei gestalteten Präludien und die streng durchgeplanten Fugen verbinden sich bei Stadtfeld zum großen Ganzen. Ein "besonderer Zeitvertreib" eben, wie Bach sein Werk selbst beschrieb.

120 Minuten brauchte Stadtfeld, um den ersten Teil von "Das Wohltemperierte Klavier" zu spielen. Er wirkte dabei stets den Dingen entrückt und ein wenig darüber schwebend. Es folgten zwei Zugaben und stehende Ovationen des Publikums.

Und am Ende behält Hans von Bülow recht: Bachs "Das Wohltemperiere Klavier" sollte jedem Klavierspieler ein Begriff sein, doch am besten auch in der Stadtfeldschen Interpretation.

Am Freitag, 17. Oktober, erscheint Stadtfelds neue CD mit Johann Sebastian Bachs "Das Wohltemperierte Klavier I".

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