Konzert Mehr Ausdruck als Konstruktion

Trier · 3. Kammerkonzert im Kurfürstlichen Palais Trier mit dem Berlin Piano Trio.

Es gibt in der Kammermusik genügend Kompositionen, in denen der musikalische Intellekt dominiert. Die Werke im 3. Trierer Kammerkonzert (Mittwoch, 22. Januar, 20 Uhr) machen darum einen weiten Bogen. Der Abschluss mit Dvo­ráks beliebtem „Dumky“-Klaviertrio ist so etwas wie ein Programm. Der Komponist, der sich in seiner Kammermusik meist an die klassische Sonatenform hält, wagt in diesem Trio eine eher ungewöhnliche Addition von sechs kleineren Sätzen, von denen jeder für sich den „Dumka“-Tanz stilisiert – „Dumky“ ist der Plural dieses Tanzes. Und auch Bohuslav Martinu distanziert sich in seinem Trio Nr. 1 von hergebrachten Form-Schemata. Der Titel „Sechs kurze Stücke“ signalisiert bereits: die Individualität der Einzelsätze. Ausdrucksvielfalt rangiert für den Komponisten in diesem Fall höher als eine geschlossene Form. Und schließlich ist Haydns Trio Hob. XV:25, dessen Beiname „Zigeunertrio“ auf das abschließende „Rondo all’Ongarese“ anspielt, in seiner oft überraschenden Harmonik eine echte Ausdrucksmusik.

Aber vielleicht ist nicht Dvoráks Trio Hauptwerk in diesem Konzert, sondern Robert Schumanns hoch expressives Klaviertrio  op. 63. Die Überschriften der vier Sätze sprechen für sich: „Mit Energie und Leidenschaft“, „Lebhaft, doch nicht zu rasch“, „Langsam, mit inniger Empfindung“ und „Mit Feuer“. Dieses Trio ist eine Musik mit unmittelbarer Gefühlskraft und dazu weitem Atem. Entschiedener Ausdruckswille und durchdachte Disposition verschränken sich.  Schumann, der immer wieder von Depressionen heimgesucht wurde, hat mit diesem Klaviertrio zudem alle düsteren Visionen abgelegt. Bezeichnend das Finale. Es steht komplett im optimistischen D-Dur.

Das Berlin Piano Trio hat sich seit seiner Gründung im Jahr 2004 zu einem der führenden Klaviertrios Deutschlands entwickelt. Viel gerühmt wird sein charismatischer Interpretations-Stil und sein warmer Klang. 2007 gewann das Trio den ersten Preis des renommiertesten Kammermusikwettbewerbs Polens, im selben Jahr wurde es ständiges Mitglied der European Chamber Music Academy, die aufstrebende Spitzenensembles auf internationaler Ebene fördert.

·3. Kammerkonzert, Mittwoch, 22. Januar, 20 Uhr im Kurfürstlichen Palais Trier. Werke von Haydn, Schumann, Matinu und Dvorák. Es spielt das Berlin Piano Trier – Nikolaus Resa, Klavier, Krzysztof Polonek, Violine, Katarzyna Polonek, Violincello- Kartenvorverkauf im Musikhaus Kessler, Dietrichstraße 49 (0651) 73102. Eintritt für Studierende von Universität und Hochschule Trier frei (Di-Mi-Do-Projekt). www.kammerkonzerte-trier.de

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