Ein halbes Jahrhundert Drogen, Alkohol, Skandale und Provokation, aber auch Inspiration, Originalität und ein enormer Einfluss auf den Musikmarkt und die Hörgewohnheiten seiner Kunden - die Rolling Stones haben, hier war ihr Name eine Prophezeiung - jede Menge Steine ins Rollen gebracht.
Die mittlerweile wirklich alten und gezeichneten Herren haben es geschafft, ihre Fans zu begeistern und ihre Gegner und Kritiker parallel mit immer neuem Diskussionsstoff zu versorgen. Keith Richards und sein Sturz von der Palme, Ron Wood und seine acht (bekannten) Entziehungskuren und dann Mick Jagger: Gerade über den Frontmann der Stones kann man sich wunderbar aufregen. Es ist aber auch ein extremer Wandel von der "Satisfaction" röhrenden Rampensau zum Ritterschlag durch die Hände der Queen für seine "Verdienste um die populäre Musik". Da war Jagger aber schon 60, die rotzigen Jahre waren lange vorbei.
Diese frühen Jahre, die erste Dekade der Rolling Stones, sei die einzige Phase gewesen, in der die Band echten Rock \'n\' Roll gespielt und gefühlt haben - so argumentieren nicht nur die Skeptiker, sondern auch viele Fans. Die 40 Jahre danach seien nur ein Zehren von der enormen Kraft der Frühphase gewesen und außerdem natürlich ein gnadenloses Ausschlachten der eigenen Popularität und ein komplettes Verdrängen des allmählichen Alterns.
Sei es, wie es sei: Die Band hat im Lauf ihrer Karriere mehr als 200 Millionen Tonträger verkauft und neben Jaggers Ritterschlag Auszeichnungen und höchste Ehren im Rockgeschäft erhalten. Ihre vor Leben und Kraft berstenden Songs inspirierten Generationen von Fans und Musikern, Jaggers Bühnenshow machte die Optik, so schräg sie auch damals wie heute gewesen sein mag, zum wesentlichen Bestandteil eines Konzerts. "Satisfaction" mit einem der bekanntesten Riffs der Rockgeschichte, "Honky Tonk Woman" oder "Start Me Up" sind ewige Hits. Straßenumfragen mit der Aufgabenstellung "Nennen Sie die aus Ihrer Sicht wichtigsten/größten/einflussreichsten beiden Bands der Musikgeschichte" enden oft mit klaren Mehrheiten für die Beatles und die Stones.
Doch Kritik an den großen alten Herren aus England raste bereits in den 90ern um den Erdball. Riesige Leinwände und Lichteffekte prägten ihre Shows, die trotz klar abnehmender Kraft der Akteure immer größer und gigantischer wurden, weshalb man auch zahlungskräftige Sponsoren wie American Express mit ins Boot nahm. Diese Extremkommerzialisierung stieß viele Fans der ersten Stunde ab. Dennoch wurde die 1994 veröffentlichte LP "Voodoo Lounge" eines ihrer umsatzstärksten Alben überhaupt - negative Werbung ist eben auch Werbung.
Der 50. Jahrestag des ersten Konzerts wäre doch jetzt endlich der richtige Moment, den Fans goodbye zu sagen - könnte man meinen. Doch die Stones bereiten stattdessen ihre nächste Welttournee vor. 2013 soll es soweit sein. Dann kann Mick Jagger auch gleich in einem Rutsch seinen 70. Geburtstag feiern. Extra