70 und kein bisschen leise

Dudelange · Auf seiner Tournee zum 70. Geburtstag hat Schlagzeug-Legende Billy Cobham im luxemburgischen Dudelange Station gemacht. Beim 3. Internationalen Jazz-Festival "Like a Jazz Machine" lieferte er mit seiner Band hoch dynamische Kost vom Welterfolgsalbum "Spectrum" (1973) und seiner aktuellen CD.

 Gut gelaunt und in Topform präsentiert sich Billy Cobham beim Jazz-Festival in Dudelange. Am Freitag wird der Schlagzeuger 70 Jahre alt. TV-Foto: Anke Emmerling

Gut gelaunt und in Topform präsentiert sich Billy Cobham beim Jazz-Festival in Dudelange. Am Freitag wird der Schlagzeuger 70 Jahre alt. TV-Foto: Anke Emmerling

Dass Billy Cobham am Freitag 70 Jahre alt wird, merkt man ihm und seiner Musik nicht an. Als Ausbund von Dynamik, Konzentration und Präzision präsentiert sich der in der Schweiz lebende Altmeister hinter seinem gewaltigen Schlagzeug, dessen Markenzeichen die doppelte Bass Drum ist. Darüber prangt der Name des Festivals im Kulturzentrum Opderschmelz "Like a Jazz Machine" - wie passend!

Umjubelt vom Publikum steigen Cobham und seine vier Begleitmusiker mit fetzigem Fusion-Sound aus Rock-Gitarre, Funk-Bass, Jazz-Piano und elek-tronischen Effekten ein. Die mit hymnischen Melodiesequenzen ins Ohr und mit markanten Rhythmen ins Bein gehenden Anfangstitel stammen aus Cobhams Album "Spectrum". Mit dieser Platte, auf der auch Tommy Bolin (E-Gitarre) und Jan Hammer (Piano) mitwirkten, hat Cobham 1973 sein Solo-Debut gefeiert. Im gleichen Jahr landeten er, Stanley Clarke und Eumir Deodato zudem mit "Also sprach Zarathustra" einen Charterfolg.

Der aus Panama stammende Sohn eines Pianisten hatte da schon einige musikalische Stationen hinter sich, ein erstes bezahltes Konzert mit acht Jahren, Workshops mit Jazz-Größen wie Thelonious Monk und Stan Getz, Schlagzeug-Studium in New York, Arbeit in einer Army-Band, Aufnahmen mit Horace Silver und eine tragende Rolle im Mahavishnu Orchestra mit Fusion-Gitarrist John McLaughlin. "Spectrum" bedeutete nach all dem nicht nur den persönlichen Durchbruch für Cobham. Das Album schrieb Geschichte als Meilenstein eines neuen Stils, den der anfänglich am Freejazz orientierte Schlagzeuger ab Ende der 1960er Jahre maßgeblich mitentwickelt hat, und für den er heute noch steht: Jazz-Rock und Fusion.

Maßstäbe hat Cobham zudem mit seinem innovativen und virtuosen Spiel gesetzt, das lateinamerikanische Techniken übersetzt und Unterschiede zwischen linker und rechter Hand aufhebt. All das prägt auch den Hauptteil seines Konzerts in Dudelange mit Titeln aus der im Januar erschienenen CD "Tales from the Skeleton Coast". Sie klingen dank des Einsatzes einer Geige und klassischer Anklänge etwas sinfonischer als die frühen Werke, reißen aber durch ihre rhythmische Komplexität und ihr Temperament ebenso mit.
Das Publikum zollt diesen Klängen mit stürmischem Applaus Respekt - und würdigt die Lebensleistung eines Musikers, der Grenzen niedergerissen hat.

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