7000 Fans feiern Seeed in der ausverkauften Trierer Arena

Trier · Bassgewitter, Reggae-Rhythmen, pure Begeisterung und viel Adrenalin: Nach fünf Jahren Pause ist die Berliner Kombo Seeed wieder auf Tour und feiert in Trier eine Party mit 7000 Fans und dem wahrscheinlich besten Sound in der Geschichte der Arena.

"Hey, hör mal, du hast den Anschluss verlor'n. Dafür bekommst du jetzt nen Satz warme Ohr'n." Diese Zeilen aus "Dancehall Caballeros", einem der ersten großen Seeed-Hits aus dem Jahr 2001, könnte man als freundschaftliche Warnung missverstehen. Hey Leute, wir waren zwar eine Zeitlang weg von der Bildfläche, aber wir leben noch.

Eine solche Warnung ist allerdings überflüssig. Der Innenraum der Trierer Arena ist ein Meer tanzender Menschen, als Seeed ihre Show am Donnerstagabend mit diesem Song beginnen. Der mittlerweile zwölf Jahre alte Hit ist Markenzeichen, Visitenkarte, Begrüßungsformel und Startschuss für eine laute Party. "Wir sind Seeed, und das ist unser Gebiet."

Seeed ist ein Phänomen. Elf Mann auf der Bühne, drei davon Sänger - dennoch ist jeder Einzelne ständig präsent. Die völlige Ausgelassenheit der Reggae-Party mit Lebensfreude, Freiheit und viel Energie ist offensichtlich das Ergebnis harter Arbeit: Das fängt beim Arrangement an. Der Beitrag jedes Einzelnen wird nie so groß und dominant, dass er die anderen überdeckt oder verdrängt.

Stimmen, Schlagzeug, Bass, Bläsergruppe, Keyboard, Percussion und Gitarre produzieren einen Sound, der in der Startphase der Band um die Jahrtausendwende im deutschen Musikgeschäft echt und innovativ war und auch heute nach einer langen kreativen Pause zwischen 2006 und 2011 die Halle zum Beben bringt und die Masse ausrasten lässt. Auch technisch ist der Sound nahe an der Perfektion: So gut hat sich Triers Großraumhalle noch nie angehört.

Pierre Baigorry ist die Hauptstimme von Seeed. Seine erfolgreiche Solokarriere als Peter Fox hat er für die Band aufgegeben. Mit "Schüttel deinen Speck", "Alles neu" und "Schwarz zu Blau" hatte Seeed in Trier drei Peter-Fox-Songs am Start. Baigorrys sonore Stimme und rhythmische Artikulation ist ebenso ein Erkennungszeichen der Band wie die positive Botschaft vieler Songs. "Steh auf, ich zähl bis zehn. Das Leben will einen ausgeben, und das will ich seh'n." Botschaften, die im Reggae-Sound der Band echte Freude aufkommen lassen.

Typisch für die Seeed-Songs ist der Wechsel zwischen deutscher und englischer Sprache und jamaikanischem Patois. Demba Nabé und Frank Dellé, der am Max Planck Gymnasium Trier Abitur gemacht hat, sind als Sänger auf Augenhöhe mit Baigorry. Trier tanzt zu lässigen Stücken wie "Waterpumpee" und explodiert bei schnellen Nummern wie "Molotov". Party machen, das Leben feiern - ein Thema vieler Seeed-Songs, ebenso wie die Liebe zur Wahlheimat an der Spree. "Mama Berlin, Backsteine und Benzin. Wir lieben deinen Duft, wenn wir um die Häuser zieh'n."

Nach 90 Minuten, der 2012er Single "Beautiful" und Seeeds größtem Hit "Ding" ist die Party vorerst vorbei. Quasi der Moment, wenn der Club morgens um sieben zumacht und draußen die Müllabfuhr vorbeifährt.

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