Ab in die Wildnis

Luxemburg · Die "Rainy Days" sind um gut eine Woche verschoben worden. Jetzt findet das kleine Neue-Musik-Festival der Philharmonie komplett im Dezember statt. Und lockt mit Ausflügen zu Jazz, Rock und Pop und einigen ungewöhnlichen Spielorten. Aber selbstverständlich hat die Philharmonie auch rundum wohlklingende Geschenkpakete im Angebot.

Luxemburg. Die "Rainy Days" fanden bislang zwischen Ende November und Anfang Dezember statt. Das ändert sich in diesem Jahr. Erstmals besetzt Luxemburgs kleines Neue-Musik-Festival (2. bis 12. Dezember) den Weihnachtsmonat und sorgt damit im allgemeinen Klingklang für einen erfrischenden Kontrast. "Into the wild" - der Titel signalisiert: Der Besucher hat es nicht nur mit dissonanzenreicher, aber relativ zahmer Konzerthausmusik zu tun. In diesem Jahr wollen die "Rainy Days" das Urtümliche, Ungebärdige in zeitgenössischer Musik entdecken und dabei zugleich die Lücke schließen, die sich immer noch zwischen Jazz/Rock/Pop und der klassischen Avantgarde auftut. "Muskulöse Stücke" versprach Organisator und Chefdramaturg Bernhard Günther und gab bei dieser Gelegenheit den Stabwechsel zu Lydia Rilling bekannt. Die neue Chefdramaturgin stieg bereits zu und wird 2017 die "Rainy Days" weiterführen, während Günther zum Festival "Wien modern" abwandert.
Gleich im ersten Konzert (2. Dezember, 19 Uhr) ist der neue Anspruch offenkundig. "Kraft" von Magnus Lindberg aus den 1980er Jahren versteht sich als orchestrale Antwort auf Punk und Rock. Aber der Titel "Berlin-Helsinki", die Siebte von Sibelius im Programm und die Ausführung durch das Orchestre Philharmonique (OPL) signalisieren indes, dass man bei der Konzeption auch ans Traditionspublikum dachte. Komponist Lindberg sitzt übrigens am Klavier. Gleich am folgenden Tag (3. Dezember, 18.30 Uhr) präsentiert das Studio im Grand Théâtre ein "Klangtheater mit Krokodilen" - einen Ausflug ins Wilde mit dem jungen Ensemble Distractfold" aus Manchester. Und auch Außenseiter unter den Komponisten kommen zum Zuge. So spielt das OPL die Sinfonie Nr. 5 von Rued Langgaard - 100 Jahre alt, nie aufgeführt - und außerdem eine brandaktuelle Auftragskomposition: die Sinfonie Nr. 4 von Jorge E-Lopez (3. Dezember, 21 Uhr). Zum Festival-Abschluss (12. Dezember, 17.30 Uhr) begibt sich das Ensemble recherche mit dem Bekenntnis "Wut im Bauch" in eine lautstarke Klang-Wildnis. Günther: "Die werden die Sau herauslassen".
Ausgereizt ist das Musik-Potenzial auf dem Kirchberg damit selbstverständlich nicht. Quasi zur Erholung bringen die Wiener Philharmoniker unter Tugan Sokhiev Beethovens 5. Klavierkonzert mit Altmeister Rudolf Buchbinder und Tschaikowskys Fünfte mit - Tradition durch und durch (5. Dezember). Dauergast Grigory Sokolov hat dieses Mal Klaviermusik von Mozart und Schumann im Gepäck (11. Dezember). Das Signum-Quartett bereichert die Quartett-Reihe der Philharmonie mit Haydn, Mantovani und Brahms (6. Dezember). Sopranistin Dorothea Röschmann gastiert mit Schubert, Mahler und Hugo Wolf (13. Dezember). Das Trio Zimmermann spielt Bachs Goldberg-Variationen für Cembalo in einer Fassung für Streichtrio - ein hörenswertes Experiment (14. Dezember). Kurz vor dem Fest der Feste wird auch die Philharmonie weihnachtlich. Das Concert Lorraine, der angesehene Dresdener Kammerchor und Christoph Prégar-dien in der Doppelrolle als Evangelist und Dirigent bringen die Kantaten eins, drei und sechs aus Bachs Weihnachtsoratorium zu Gehör (19. Dezember). Zum Abschluss präsentieren das OPL unter Pierre Cao und der Tölzer Knabenchor (Christian Fliegner) ein Bach-Programm mit dem Doppelkonzert BWV 1043 und drei Motetten (21. Dezember, 19 Uhr). Zum Schluss der Veranstaltung gibt's Weihnachtslieder. Und alle dürfen mitsingen. mö

Beginn aller Veranstaltungen ist, wenn nicht anders angegeben, um 20 Uhr.
Karten gibt es unter Telefon 00352/26322632; weitere Informationen sind abrufbar auf <%LINK auto="true" href="http://www.philharmonie.lu" text="www.philharmonie.lu" class="more"%>

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