Abend der Sinnenfreuden

Ins barocke England entführte die Lautten Compagney das Publikum der Mosel Festwochen im Kloster Machern. Was geboten wurde, war Unterhaltungsmusik vom Feinsten, bei der es schwerfiel, ruhig auf dem Stuhl sitzen zu bleiben.

 Dorothee Oberlinger brillierte mit Flötenspiel. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Dorothee Oberlinger brillierte mit Flötenspiel. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Bernkastel-Wehlen. (gkl) Das Programmheft versprach einen Abend mit "Unterhaltung" und "sinnlichem Vergnügen". Mittelpunkt des Vergnügens war die Sammlung "English Dancing Master", die John Playford im 17. Jahrhundert zusammen gestellt hatte. Eigentlich war dieser Playford ein politischer Schriftsteller, der sich erst später, da er lieber in Freiheit leben als in einem Gefängnis sein Dasein fristen wollte, dazu entschied, Musikverleger zu werden. Diese Tätigkeit allerdings machte ihn schon zu seinen Lebzeiten zu einer Legende. 105 beliebte Tänze und Melodien

Was er der Nachwelt hinterlassen hat, ist eine der wichtigsten Quellen zur Erforschung der Musik seiner Zeit. 105 beliebte Tänze und Melodien enthielt schon die erste Ausgabe aus dem Jahre 1651. Allerdings waren es meist nur die reinen Melodiestimmen, die Playford überliefert. Ein mehrstimmiges, harmonisches Ganzes zu machen, obliegt deshalb den Ausführenden. Die Lautten Compagney war hierfür eine prädestinierte Truppe, die unter der Leitung von Wolfgang Katschner einen Abend der Sinnenfreuden gestalteten. Die Compagney hat sich mit ihrem profunden Wissen um die historische Aufführungspraxis in der Musikwelt einen guten Namen gemacht. Das alleine aber war es nicht, was den Abend in Machern so unvergleichlich, so anregend und vergnüglich machte. Es ist die gehörige Portion Frechheit, mit der die Violinen (Birgit Schnurpfeil und Catherine Aglibut), die Gambe (Ulrike Becker), Theorbe, Laute und Gitarre (Katschner und Hans-Werner Apel) zusammen mit Blockflöte (Dorothee Oberlinger) und verschiedensten Perkussionsinstrumenten von der Maultrommel bis zu Holzlöffeln (Peter Bauer) den alten Vorlagen zu Leibe rücken und sie in die Jetztzeit transportieren. Was Playford und Partner liefern, ist Unterhaltungsmusik. Was Katschner und Partner daraus machen, ist dasselbe, aus dem Blickwinkel unserer heutigen Tage. Da durfte die Nachtigall zwitschern, Greensleeves erklang endlich einmal nicht verkitscht, bei "An Italian Rant" kann man verstehen, warum es sich schon zu Playfords Zeiten größter Beliebtheit erfreute. Mit diesem Konzert gab es einen Abend, der sich schlichtweg der Unterhaltung widmete, der sich niemand entziehen konnte.

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