Abschied mit Biss Victor Puhl gewinnt Theatermaske - Dank an Orchester und Sänger

Trier · Generalmusikdirektor (GMD) Victor Puhl ist von der "Gesellschaft der Freunde des Theaters" mit der Trierer Theatermaske für herausragende Leistungen und Verdienste ausgezeichnet worden. Mit einem rauschenden Fest haben sich das Trierer Theater und sein Publikum beim scheidenden Intendanten Gerhard Weber für sein elfjähriges Wirken bedankt und diese Zeit noch einmal theatralisch, tänzerisch und musikalisch Revue passieren lassen. Beim Finale standen vielen die Tränen in den Augen.

Abschied mit Biss Victor Puhl gewinnt Theatermaske - Dank an Orchester und Sänger
Foto: Dirk Tenbrock (DT) ("TV-Upload Tenbrock"

Trier. Wer ob des umfangreichen Programmes der Abschieds-Gala Sorge hatte, der Abend würde zu lang geraten, wurde eines Besseren belehrt: Getragen von herausragenden künstlerischen Leistungen und großen Emotionen geriet die mehr als vierstündige Show zu einem kurzweiligen Rückblick auf die nun endende elfjährige Amtszeit des Intendanten Gerhard Weber.
Improtheater als Aufwärmer


Zum Auftakt bricht die Theatersport-Truppe des Schauspielensembles mit ihren Improvisationen das Eis, befreiendes Lachen löst den allgegenwärtigen Kloß im Hals, bevor die offiziellen Reden gehalten werden: Oberbürgermeister Wolfram Leibe, Landes-Kulturstaatssekretär Walter Schuhmacher und Kulturdezernent Thomas Egger berichten von ihrer gemeinsamen Zeit mit Weber, loben, erzählen Anekdoten und erinnern mit Anerkennung an den harten und letztlich erfolgreichen Kampf des Intendanten und seiner Mitarbeiter für den Erhalt des Drei-Sparten-Hauses. Die Gesellschaft der Freunde des Theaters folgt mit der Verleihung des Kulturpreises Theatermaske.
Die Akteure des Tanztheaters von Sven Grützmachers beeindrucken mit Ausschnitten aus ihren Produktionen "Piaf", "Ringmotive" und "The Tramp".
Eine Fotopräsentation bebildert die Produktionen unter Webers Ägide, bevor noch einmal die Theatersportler die hohe Kunst der Improvisation demonstrieren. In der Pause sind überall gelöste Mienen zu sehen, die mehr als 650 Gäste schwelgen in Erinnerungen und diskutieren die Zukunft.
Der zweite Teil des Programmes steht ganz im Zeichen der Musik. 15 Stücke aus Oper, Operette und Musical präsentieren die Solo-Sänger und das Philharmonische Orchester unter der Leitung von Christoph Jung und Victor Puhl. Von Mozart, Verdi, Puccini, Rossini, Donizetti über Offenbach und Ramaeau bis Bernstein gibt es die volle Bandbreite des Repertoires, jeder Sänger (plus Überraschungsgast Adreana Kraschewski) darf - teils mehrfach - mit eigenen (und Webers) Lieblingspartien glänzen.
Lauter Lieblingslieder


Im großen Finale singt auch der Opernchor (Leitung: Angela Händel) mit, gemeinsam wird das Trinklied aus der Traviata geschmettert: "Libiamo, lasst uns trinken!" Ein Vorsatz, der auf der anschließenden Party im Foyer und Garten des Theaters bis in die frühen Morgenstunden und begleitet von Steff-Beckers Soul- und Rock-Röhre, umgesetzt wird.
Vorher aber darf Gerhard Weber noch seine Abschieds- und Dankesrede halten, da wird es hoch emotional, aber auch selbstkritisch, humorig, augenzwinkernd und voller Lob und Dankbarkeit für sein Umfeld. Den Abschluss macht dann das Schauspiel mit Webers Produktion "Hair". "Aquarius" und "Let the Sunshine in" spiegeln das Gefühl der Ära Weber. Die Zuschauer erheben sich und spenden viele Minuten lang Applaus, als Gerhard Weber inmitten seines Teams zum Abschied winkt. Tränen der Rührung fließen auf und vor der Bühne.
Extra

 Ein Ständchen für den Chef: Solisten und Opernchor singen das Trinklied aus „La Traviata“. Neben dem Musiktheater verabschieden sich auch das Tanzeensemble und die Schauspieler mit verschiedenen Auftritten.

Ein Ständchen für den Chef: Solisten und Opernchor singen das Trinklied aus „La Traviata“. Neben dem Musiktheater verabschieden sich auch das Tanzeensemble und die Schauspieler mit verschiedenen Auftritten.

Foto: Dirk Tenbrock (DT) ("TV-Upload Tenbrock"
 Victor Puhl erhält die Theatermaske.

Victor Puhl erhält die Theatermaske.

Foto: Dirk Tenbrock (DT) ("TV-Upload Tenbrock"

Die Debatte um die künftige musikalische Leitung im Trierer Theater geht weiter. Nun hat sich auch der Vorstand des Philharmonischen Orchesters der Stadt Trier in einem offenen Brief zu Wort gemeldet. Darin spricht sich das Orchester einstimmig für eine weitere Zusammenarbeit mit Victor Puhl und für seine Vertragsverlängerung als Generalmusikdirektor aus. Puhls Vertrag läuft noch bis 2016, das Orchester soll nach dem Willen des neuen Intendanten Karl Sibelius künftig durch einen ihm unterstellten Chefdirigenten geleitet werden. Große Bedenken äußert der Vorstand gegen die angestrebte Leitungsform des Theaters, die zuletzt auch vom langjährigen Trierer Stadtratsmitglied Gerd Dahm (Grüne) in scharfer Form kritisiert worden war. Der Vorstand betont die hervorragende und erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem auch beim Publikum sehr beliebten Puhl. Er habe starke künstlerisch-musikalische Akzente gesetzt und neue Publikumsschichten durch neue Konzertformate zu interessieren. "Aufgrund all dieser Verdienste kann Victor Puhl nicht zugemutet werden, sich erneut einem Bewerbungsverfahren stellen zu müssen. Es wäre ein einmaliger Vorgang, würde ein aktueller GMD, den jeder kennt und den jeder einschätzen kann, in dieser Form öffentlich vorgeführt", heißt es in dem Schreiben. Der neue Theaterintendant Karl Sibelius will den Generalmusikdirektor durch einen Chefdirigenten ersetzen, der ihm direkt unterstellt ist. Das sei nicht hinnehmbar, so der Orchestervorstand: "Dies wird der herausgehobenen Stellung eines Generalmusikdirektors als erstem musikalischem Repräsentanten der Stadt Trier in keiner Weise gerecht." Der Orchestervorstand fragt in seinem Brief, warum der neue Intendant ein Alleinentscheidungsrecht reklamiere. Die Zusammenarbeit von Intendant, Verwaltungsdirektor und Generalmusikdirektor sei an fast allen deutschen Theatern bewährt. Der Vorstand verweist auf das Theater Kiel, das erfolgreich von einer Dreierspitze in der Rechtsform einer Anstalt des öffentlichen Rechts geführt werde. j.e.

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