Abschied, solch süßes Leid

Wohl kaum eine Liebesgeschichte währte so kurz und bleibt dem Theater doch für immer. Die Bürde, Shakespeares "Romeo und Julia" zu inszenieren, meistern die Schauspieler von TNT Britain und der American Drama Group mit einer Unbeschwertheit, die amüsiert - in manchen Momenten allerdings zu sehr. Das zeigte sich bei ihrem Gastspiel in Trier.

 Der frisch verliebte Romeo wirbt um seine Julia.TV-Foto: Hans Krämer

Der frisch verliebte Romeo wirbt um seine Julia.TV-Foto: Hans Krämer

Trier. (uq) Romeo weiß, die Liebe ist rau und grausam. Seine Worte verflechten sie mit Tollheit, Tränen und Feuer, nennen sie stets mit dem Tod in einem Atemzug. Es ist einer der Gegensätze, die Paul Stebbings Inszenierung von "Romeo und Julia" deutlich herausarbeitet: Glück und Leid, Liebe und Feindschaft, Glaube und Hoffnungslosigkeit, Leben und Tod. TNT Britain & ADG Europe wollen William Shakespeare unverfälscht in Szene setzen. An die Stelle eines imposanten Bühnenbilds treten so unermüdlich ihren Platz wechselnde Stellwände. Die Vorstellungskraft des Publikums scheint der Regisseur neben der Wortkulisse vor allem mit Musik anregen zu wollen: Was durchaus seine Reize hat - wenn nur Instrumente zum Einsatz kommen. Der Gesang wirkt derweil meist ungewollt komisch und wird in der Schlussszene zum schieren "Abgesang". Dabei hat die Inszenierung durchaus wirklich Amüsantes zu bieten. So könnte die überzeichnete Rolle der Amme kaum besser gespielt werden: burschikos und liebenswürdig, vor Kraft strotzend. Sie ist eine der Figuren, die dem Zuschauer deutlich zu verstehen geben, dass es hier im Grunde nicht um reine Gefühle, sondern um die körperliche Liebe geht, bisweilen frivol in Szene gesetzt - ganz und gar Shakespeare.

Doch im Vergleich zu Romeo, der wild und impulsiv über die Bühne stürmt und wenig später eine tiefe Melancholie an den Tag legen kann, erweist sich Julia als flacher, künstlicher Charakter - anders als Shakespeares Vorlage, die sie als in Empfinden und Ausdrucksfähigkeit komplexere Figur zeichnet. Sie liebt und leidet, doch nie wirklich glaubwürdig. Shakespeare in seiner Ursprünglichkeit auf die Bühne zu bringen, das gelingt dem Gastspiel am Trierer Theater nicht gänzlich - und will es entgegen den Ankündigungen der Künstler wohl auch nicht. Dass primär junges Publikum die Reihen des Theaters füllte, gibt der Ankündigung recht: "Diese große Tragödie ist so bedeutend wie jeher", mag sie noch so oft erzählt worden sein.

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