Abschied vom großen Konzertsaal: Nutzung von St. Maximin in Trier als Kulturzentrum erledigt

Trier · Die ehemalige Abteikirche St. Maximin bleibt für Veranstalter offen und das zu halbwegs erträglichen Bedingungen. Das geht aus der neuen Nutzungsordnung hervor, die am 1. Januar 2017 in Kraft tritt. Der Traum vom Kulturzentrum Maximin allerdings ist ausgeträumt, und das wohl endgültig.

 Er war immer wieder zu Gast in der ehemaligen Abteikirche St. Maximin: Giora Feidman, einer der berühmtesten Klezmer-Klarinettisten der Welt. Foto: TV-Archiv

Er war immer wieder zu Gast in der ehemaligen Abteikirche St. Maximin: Giora Feidman, einer der berühmtesten Klezmer-Klarinettisten der Welt. Foto: TV-Archiv

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Trier. Schon der erste Satz beseitigt Unklarheiten. Unmissverständlich ist in der neuen Nutzungsordnung von der "Sport- und Veranstaltungshalle St. Maximin" die Rede. Die bestehende, noch bis Jahresende 2016 geltende Nutzungsordnung spricht noch von der "ehemaligen Abteikirche St. Maximin". Mit der neuen Formulierung hat das Bistum nun klargestellt, dass Maximin ein Profanbau ist, ein zweckmäßiger Raum für den Schulsport, für Schul- und Bistumsveranstaltungen sowie für Kulturveranstaltungen.

Neu in der Nutzungsordnung, die zum 1. Januar 2017 in Kraft tritt, sind erweiterte Regelungen zur Belegung und zum Haftungsausschluss. Festgeschrieben wird, dass über die Belegung der "Halle" eine Kommission entscheidet, und das "im Auftrag des Generalvikars", der offenbar die letzte Entscheidungskompetenz hat. Der Belegungsplan wird zu Beginn eines Schuljahrs aufgestellt. Veranstaltungen Dritter sollen bis zum 31. Januar des betreffenden Jahres beantragt werden. Mittelbar geht aus dem Text hervor, dass die Kommission über die Zulassung von Veranstaltungen entscheidet und Anträge auch ohne Angabe von Gründen abweisen kann.

Einschränkungen der Nutzung werden nicht benannt. Wobei im Zweifelsfall nicht das Bistum die Verantwortung für Sach- und Personenschäden trägt, sondern der jeweilige Veranstalter. Im Vergleich zur aktuellen Regelung, die schon 14 Jahre besteht, werden die Entgelte deutlich erhöht. Künftig beträgt die Grundmiete 1250 Euro - bis jetzt waren es 770 Euro. Jede Verlängerungsstunde kostet künftig 70 Euro (bis jetzt 51 Euro). Mit der Erhöhung der Miete ist zudem eine Reduzierung von Leistungen verbunden. Während bislang die Reinigungs- und Aufsichtskosten vom Mietpreis abgedeckt wurden, sind diese künftig vom Veranstalter zu tragen.

Den Vertretern der freien Trie-rer Chöre liegt die Nutzungsordnung noch nicht vor. Angesprochen auf die teils direkte, teils indirekte Mieterhöhung, reagierten ihre Vertreter nicht gerade erfreut, aber durchweg gelassen. "Die höheren Kosten müssen eben in der Kalkulation berücksichtigt werden", erklärte Susi Bauschmid vom Spee-Chor. Und Sebastian Burg vom Trierer Konzertchor spricht von "Schwierigkeiten", die zu bewältigen seien. möMeinung

Enttäuschte Hoffnungen, reale Chancen
Mutlos? Nein, eher realistisch. Was das Bistum jetzt festgeschrieben hat, ist der Abschied von einem verlockenden Traum. Es wäre auch zu schön gewesen, um wahr zu werden. Ein Kulturzentrum direkt über einer der ältesten Begräbnisstätten der Christenheit, ausgestattet mit einem imposanten Hallenbau, in verlockender Nähe zur Innenstadt, durch optische Raumteilung auch für kleinere Besetzungen geeignet und als Ausweichstation für verregnete Freiluft-Aufführungen ideal. Aber auch die Maximin-Fans in Trier müssen zugestehen: Der Weg dahin wäre weit und steinig. Reicht das Publikum in Trier wirklich, um solch eine Halle kostendeckend zu finanzieren? Wo sollen die notwendigen Parkplätze entstehen? Was geschieht mit dem Schulsport, der in Maximin gut aufgehoben ist? Und dass die großen Orchester der Welt auf dem Weg in die Luxemburger Philharmonie mal eben in St. Maximin Station machen würden, ist nicht mehr als ein frommer Wunsch. Aber wenn die großen Ideen scheitern, schlägt die Stunde der unscheinbaren Kompetenzen. Jetzt sind auf allen Seiten Kompromiss- und Kooperationsfähigkeit gefragt, dazu Augenmaß und Organisationsgeschick. Dann hat Kultur in St. Maximin immer noch eine reale Chance. kultur@volksfreund.de

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