Abschied von Basilius Wollscheid: Gründer der Trierer Sängerknaben wurde 85 Jahre alt

Trier · Er hat jahrelang die Chorlandschaft in Trier geprägt. Jetzt ist Basilius Wollscheid mit 85 Jahren gestorben.

Abschied von Basilius Wollscheid: Gründer der Trierer Sängerknaben wurde 85 Jahre alt
Foto: Markus Stölb

Ein besonderer Tag sollte es werden, der bedeutendste in der Geschichte des Chores und wohl auch im Leben seines Leiters: Die Seligsprechung Peter Friedhofens, des Gründers der Barmherzigen Brüder von Maria Hilf, stand an. Die Chorknaben des Ordens waren dazu auserkoren, die Papstmesse im Petersdom musikalisch mitzugestalten. Bevor man gemeinsam zum Vatikan aufbrach, sorgte Basilius Wollscheid für eine kleine Überraschung: Im schwarzen Talar betrat er am Morgen des 23. Juni 1985 den Frühstücksraum. In seiner Ordenstracht hatten selbst lang gediente Sängerknaben den Bruder nie zu Gesicht bekommen, entsprechend ungewohnt war der Anblick.

1962 gründete der gebürtige Tarforster die Trierer Sängerknaben. Dass der 1953 in den Orden der Barmherzigen Brüder eingetretene Wollscheid über Jahrzehnte die Chorlandschaft der Stadt maßgeblich mitprägen würde, war nicht absehbar; auch wenn seine anfänglich überschaubare Knabenschola rasch an Masse und Klasse gewann. Aus einem singenden Dutzend entwickelte sich ein Konzertchor. Wollscheid erweiterte das Spektrum an Chorliteratur, benötigte nun Bässe und Tenöre. Bereits 1963 traten Knaben und Männer erstmals gemeinsam auf - mit der Bach-Kantate "Nun kommt der Heiden Heiland."

45 Jahre lang leitete Basilius Wollscheid den Chor, bis er 2007 den Taktstock an seinen ehemaligen Schüler Stefan Frenster übergab. "Der Bruder", wie die Sängerknaben ihn nannten, verstand es, Generationen Trierer Jungs für die geistliche Chormusik zu begeistern. Er weckte ihre Leidenschaft für Motetten und Messen schon in einem Alter, in dem sich das Interesse für Palestrina, Haydn oder Mendelssohn-Bartholdy noch in Grenzen hält. Hunderte genossen bei ihm ihre frühmusikalische Ausbildung, lernten Noten lesen und vom Blatt singen; viele Männer zehren bis heute davon.

Wollscheid verlangte sich und den Knaben einiges ab und führte ein strenges Regiment. Dass er bisweilen auch außerhalb des Proberaums den Ton angeben wollte, gefiel nicht jedem. Kurz nahm sich bei einigen die Sängerknaben-Laufbahn aus, andere blieben auch nach dem Stimmbruch und singen seit Jahrzehnten im Chor, der heute von Volker Krebs geleitet wird. Der Bruder mochte keine halben Sachen, musikalisch war er ein Perfektionist. Diese Unbedingtheit begründete wesentlich den Erfolg und das Können der Sängerknaben mit.

Mehr als 200 Konzerte sowie zahlreiche CD- und LP-Einspielungen stehen für das Schaffen des Bruders. Wichtig war ihm aber vor allem die musikalische Mitgestaltung der Gottesdienste in der Klosterkirche der Barmherzigen Brüder. Mit ihm ging der Chor auf Konzertreisen nach Rom, Paris oder London, sang in St. Peter, Notre Dame oder St. Martin in the Fields. Sich selbst nahm Basilius Wollscheid dabei nie so wichtig, auf Aufhebens um seine Person konnte er gut verzichten. Für Triers Chorlandschaft war er dennoch lange Zeit einer ihrer wichtigsten Akteure. Am vergangenen Mittwoch verstarb der Ordensmann nach langer Krankheit im Alter von 85 Jahren.

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