Acht Gärtner aus Liebe

BERNKASTEL-KUES/WEHLEN. Ein Ensemble wie aus dem Bilderbuch: Mit Kleinoden der Barockmusik gastierte "Il Giardino armonico" im Barocksaal von Kloster Machern.

"Willst Du ein Leben lang glücklich sein, schaff dir einen Garten an", empfiehlt ein chinesisches Sprichwort. Die Musiker des "Giardino armonico" haben sich die fernöstliche Weisheit zu Herzen genommen. Seit Jahren pflegt das Mailänder Ensemble in seinem Tongarten die Barockmusik des 17. und 18. Jahrhunderts mit großem Erfolg. Die Pflege steht bei den italienischen Gärtnern aus Liebe zur Harmonie ganz offensichtlich im Vordergrund. Nicht barockes Musik-Regietheater und spielerischer Bildersturm ist ihr Ding, sondern feinste Klangkultur in historischer Aufführungspraxis. Das bestätigte einmal mehr ihr neuerlicher bejubelter Auftritt an der Mosel. Es ist einfach schön, das Mailänder Ensemble auf seinen herrlichen Instrumenten zu hören. Die Spielfreude und Musikalität stecken an. Stefano Barneschi etwa, der erste Geiger, spielt nicht einfach sein Instrument, nein, er spielt mit ihm, er wiegt es im Arm, er atmet mit ihm, er rast mit ihm und beschwichtigt es zärtlich. Luca Piancas Laute klingt so anmutig und diskret, wie es sich für die Vertraute ihres Herrn gehört. Und Giovanni Antoninis virtuoses Flötenspiel scheint geradewegs aus der Schäferidylle eines kostbaren barocken Altmeisters zu kommen. Spielverderber war in Machern allein das hemdsärmelige Wetter. Den empfindlichen Saiten der Streichinstrumente setzte die stickige Hitze des Saals arg zu, und auch dem Flötisten machte sie bisweilen das Atmen schwer. Zum Glück wusste das kenntnisreiche Publikum zu unterscheiden, was Hitze und was Musik bewirkte. Als Höhepunkt des Abend erklang Antonio Vivaldis berühmtes Konzert in c-Moll RV 441, durch das die noch berühmteren "Jahreszeiten" des Komponisten schimmern. Antoninis geniale Flöte machte Stille hörbar. Später in Sammartinis Konzert in F-Dur war sie nur noch kapriziöses Geschöpf, dessen Launen bunte Schleifen in die Luft malten und übermütig Purzelbäume schlugen. Wie viele Farben ihr Klangarten hat, demonstrierten die acht Musiker gleich zu Beginn ausgesprochen witzig mit einer musikalischen Extravaganz. In Carlo Farinas "Cariccio stravagante" gackerten und miauten die Geigen, gaben Trompetenstöße von sich oder führten sich wie Pauken auf. Lauter Möchtegerne schienen da aus dem musikalischen Regelwerk auszubrechen, um anschließend reumütig dorthin zurückzukehren. Die Musiker hatten ihr Spiel im Griff. Das war noch einmal bei Johann Gottlieb Goldbergs Sonata für Streicher und Basso Continuo zu hören. Aus dem Repräsentationsstück machte das Zusammenspiel der barocken Gärtner ein dichtes, dramatisches Werk. Die Begeisterung ihrer Zuhörer belohnten die Musiker schließlich mit einem Stück, das im August Lust auf Weihnachten macht. Als Zugabe spielten die Mailänder hinreißend Johann Pachelbels wunderbaren Kanon.

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