Aladin und die Wunderlampe: Geist sucht Mensch

Trier · Stolze 32 Vorstellungen hat das Theater Trier für das Kinderstück "Aladin und die Wunderlampe" angesetzt, das am Donnerstag Premiere feiert. Wenn die Aufführungsserie im März zu Ende geht, werden etwa 20 000 große und kleine Besucher den Titelhelden Daniel Kröhnert und seine Abenteuer miterlebt haben.

 Aladin (Daniel Kröhnert) trifft auf einen weiblichen Geist (Alina Wolff), der stark an die bezaubernde Jeannie erinnert. Foto: Silvia Günther/Ensch-Media

Aladin (Daniel Kröhnert) trifft auf einen weiblichen Geist (Alina Wolff), der stark an die bezaubernde Jeannie erinnert. Foto: Silvia Günther/Ensch-Media

Trier. Geht es nach der Zuschauerzahl, dann ist das Kinderstück im Winter die größte und wichtigste Produktion des Jahres. Kein Wunder, dass das Trierer Theater mit Barbara Ullmann, Matthias Stockinger, Peter Singer, Alina Wolff, Manfred-Paul Hänig und Christian Miedreich die Crème seines Ensembles aufbietet. Und für die Inszenierung Publikumsliebling Michael Ophelders, der schon vor Jahren mit dem "Lebkuchenmann" bewies, dass er sich als Regisseur in die Denk- und Gefühlswelt von Kindern hineinversetzen kann.
Die wichtigste Rolle aber hat der Jüngste im Ensemble: Daniel Kröhnert, 25, seit einem guten Jahr in Trier, leiht Aladin, dem Jungen mit der reinen Seele, Stimme und Gesicht. Ein Junge, der nicht unbedingt im Morgenland lebt - kann gut sein, dass er irgendwo als Migrantenkind in Deutschland haust, bevor ihn ein vermeintlicher Onkel in die Welt der Märchen aus Tausendundeiner Nacht entführt.
Wäre Daniel Kröhnert nicht Schauspieler geworden, er stünde vielleicht heute im Tor einer Fußball-Bundesligamannschaft. Oder umgekehrt: Hätte es damals mit der Profikarriere beim SV Wehen geklappt, hätte er womöglich nie eine Schauspielschule von innen gesehen. Überraschende Erkenntnis der Doppelbegabung: So weit liegen Fußball und Theater gar nicht auseinander. "In beiden Fällen steht man auf einer Bühne, es gibt Zuschauer, und die Präsenz spielt eine entscheidende Rolle", sagt der bekennende Schalke-Fan.
Das gilt auch und gerade für Kinderstücke. Nirgendwo passiert so viel zwischen Zuschauerraum und Bühne, nirgendwo werden Schauspieler derart unmittelbar mit den Reaktionen im Saal konfrontiert. "Ich gehe da keinen Deut weniger konzen triert ran als bei einem Klassiker für Erwachsene", versichert der Sohn des Kabarettisten Reiner Kröhnert. Zumal er auch sängerische Aufgaben übernommen hat - ungewohnt, aber vergnüglich. Vielleicht geht es ja doch irgendwann noch Richtung Musical.
In Trier, diesem "netten Städtchen", fühlt Kröhnert sich wohl. Auch wenn dauernde Sparmaßnahmen im Theater nerven. Mal wird die Souffleuse gestrichen, mal der Regie-Assistent, mal die Ausstattung. Aber das sieht er noch relativ locker. Da sitzt der Frust schon tiefer, wenn ein mit viel Herzblut erarbeitetes Studiostück wie "Der kalte Kuss von warmem Bier" so gar kein Publikum findet. "Da habe ich gedacht: Was ist denn mit den Trie rern los?", sagt er freimütig.
Bei "Aladin" wird sich diese Frage wohl kaum stellen. Für die nächsten vier Monate liefert ihm das von Matthias Faltz nacherzählte Märchen Auftritte en masse. Und Traumrollen wie Hamlet, Don Carlos und Leonce werden noch etwas warten müssen.Extra

Premiere am 15. November, letzte Vorstellung am 12. März. Das farbenfrohe Bühnenbild stammt von Wendelin Heisig, die Kostüme von Carola Vollath. "Die Geschichte zeigt, dass man seine Träume nicht aufgeben soll, auch wenn die Realität zunächst dagegen spricht", heißt es im Programmheft. Infos: www.theater-trier.de

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