Vinyl der Woche: All Things Must Pass – George Harrison Die Befreiung des unterdrückten Genies

London · In der Serie „Vinyl der Woche“ geht es diesmal um die erste Solo-Platte des Ex-Beatles George Harrison aus dem Jahr 1970. Warum diese ein Sammelbecken von Musik-Legenden ist und welcher heutige Superstar es mit seinen Perkussions nicht auf das Werk geschafft hat.

 All Things Must Pass von George Harrison

All Things Must Pass von George Harrison

Foto: TV/Christian Thome

Wer kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an die Beatles denken? John Lennon, klar. Paul McCartney, geschenkt. Ringo Starr, Wahnsinns Schlagzeuger. Und dann?

Genau das war das Problem von George Harrison. Der Gitarrist und „stille Beatle“ schaffte es nie, aus dem Schatten der drei anderen Pilzköpfe herauszutreten.  „Sie ignorierten mich. John Lennon und Paul McCartney waren zweifellos talentiert und bildeten ein gutes Duo. Ihr Ego war aber so groß, dass kaum Raum für andere blieb“, sagte Harrison später. Umso besser für ihn (und uns), dass sich die Band 1970 auflöste. Denn diese Trennung verschaffte der Welt einen Meilenstein der Musikgeschichte.

Harrison wollte beweisen, dass er es auch alleine kann und nahm All Things Must Pass auf. Nun ja, alleine ist falsch gesagt. Denn so einsam, wie er auf dem Vinyl-Cover zwischen vier Gartenzwergen sitzt, war er auf der Platte nicht. Im Gegenteil: Auf den über zwei Stunden Spieldauer tummeln sich die Weltstars. Angefangen mit seinem Ex-Bandpartner Ringo Starr am Schlagzeug, über den deutschen Bassisten Klaus Voormann (der später übrigens die bis dahin unbekannte Band Trio und ihren Song „Da Da Da“ groß rausbrachte), Bobby Keys (langjähriger Rolling-Stones-Saxophonist) und Bob Dylan bis hin zu Eric Clapton. Dessen Name fand wegen Rechtsstreitigkeiten erst bei der Neuauflage 2001 seinen Platz auf der Platte.

Auch Phil Collins war mit Harrison  im Studio. Der damals 19-Jährige spielte beim Song „Art Of Dying“ Perkussion. Die Aufnahmen schafften es allerdings nicht auf die Platte. Musikalisch stechen bei All Things Must Pass vor allem der gleichnamige Song und der mit Abstand größte Hit des stillen Beatles „My Sweet Lord“ heraus.

Die Platte ist eine Sammlung von Songs, die Harrison während seiner Beatles-Zeit geschrieben hat, die es jedoch nicht auf Alben schafften. Und sie klingen großartig. Harrison hat sich mit dieser Platte befreit. Es war das erfolgreichste Post-Beatles-Soloalbum. Auf sechs Vinyl-Seiten ließ er alles raus, was sich in zehn Jahren Beatles aufgestaut hatte. 

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