Alle Wege führen nach Rom

Zum 40. Todesjahr von Stefan Andres erinnert die Stadtbibliothek Weberbach in Trier mit einer Ausstellung an den Schriftsteller. Andres, der auch in Rom gelebt hat, war in den 50er Jahren einer der meistgelesenen Autoren. Die Schau entstand in Zusammenarbeit mit der Stefan Andres Gesellschaft in Schweich.

 Stefan Andres im Selbstbildnis.TV-Foto: Reuther

Stefan Andres im Selbstbildnis.TV-Foto: Reuther

Trier. (er) "Ich brauche Klarheit", das war einer seiner Grundsätze. Der Wahlrömer Stefan Andres war nicht nur ein Lichtfanatiker, wenn es ums Klima ging. Auch geistige Klarheit und klare Positionen waren für den Italienliebhaber unverzichtbare Bedingungen der menschlichen Existenz. Unbequem konnte er sein und streitbar, dazu höchst misstrauisch, wenn es um Macht und ihre Inhaber ging. Mit Tiaren bekrönten Päpsten tue er sich schwer, ließ Andres wissen.

Aber auch vom Nachkriegsdeutschland war der kritische Mosellaner, der im Dritten Reich mit seiner jüdischen Frau ins italienische Positano emigriert war, enttäuscht. Immer wieder warnte er vor stetigem Wettrüsten und forderte Verständigung zwischen Ost und West. Was Wunder, dass Günther Nicolin über den 1906 in Dhrönchen geborenen und in Schweich aufgewachsenen Autor sagt: "Stefan Andres hat dem modernen Menschen noch ungeheuer viel zu sagen."

Der in Königswinter lebende Germanist hat dem Schriftsteller zum 40. Todesjahr eine Ausstellung in der Stadtbibliothek Trier ausgerichtet. Im Mittelpunkt der aus zehn Vitrinen bestehenden Schau steht der "Deutschrömer Andres". Die traditionelle Italienliebe der Deutschen wird eingangs an Beispielen wie Johann Wolfgang von Goethe belegt. Andres war 1961 nach Rom zurückgekehrt, wo er bis zu seinem Tod 1970 lebte. Als intellektuelles Oberhaupt der deutschen Kolonie stellt die Schau den Autor dar. Das Haus Andres wird zum internationalen Treffpunkt von Theologen und Intellektuellen während des Zweiten Vatikanischen Konzils 1962-1965. Andres Freunde können den Literaten als Maler und Zeichner entdecken, einen Blick in sein Wohnzimmer werfen, den Ordensträger bewundern und sich das literarische Werk anhand ausgelegter Bücher vergegenwärtigen.

Bis 22. Oktober, Stadtbibliothek Weberbach, Geöffnet montags bis donnerstags 9 bis 17 Uhr, freitags 9 bis 13 Uhr, Telefon 0651/718-1429.

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