Alles ist gut, solange du wild bist

TRIER. Seit Donnerstag läuft bundesweit der vierte Kinofilm aus der Reihe "Die Wilden Kerle". In Trier sahen knapp 150 junge Fans die erste Vorstellung im Trierer Cinemaxx. Ihnen gefiel das rasante Abenteuer ihrer mittlerweile fast erwachsen gewordenen Helden, das diesmal mit einer gehörigen Portion Fantasy versetzt war.

 Echte Fans, die mal so wild werden wollen wie ihre Helden aus "Die Wilden Kerle 4" sind Tilo, Jason, Marit, Jana, Paula, Kai, Fation und David (von hinten nach vorne und links nach rechts). TV-Foto: Anke Emmerling

Echte Fans, die mal so wild werden wollen wie ihre Helden aus "Die Wilden Kerle 4" sind Tilo, Jason, Marit, Jana, Paula, Kai, Fation und David (von hinten nach vorne und links nach rechts). TV-Foto: Anke Emmerling

"Alles ist gut, solange du wild bist" - mit diesem Motto erobern die "Wilden Kerle" seit sieben Jahren in über 13 Büchern und mittlerweile vier Kinofilmen die Herzen von Jungen und Mädchen gleichermaßen. Roter Faden der von Drehbuchautor Joachim Masannek ersonnenen Geschichten um coole Fußballkerle und -kerlinnen ist, dass der Bolzplatz Schule eines Lebens ist, in der Einzelkämpfer lernen, dass nur die Mannschaft der Star ist. Dieses Thema greift auch der vierte Teil auf, denn hier müssen die "Wilden Kerle" zusammenstehen, um den "Freestyle Soccer Contest" gegen die "Wölfe von Ragnarök" zu gewinnen und um sich ganz neuen Herausforderungen zu stellen: Dem Erwachsenwerden und der Liebe. Die Anführer der "Wilden Kerle" entflammen für die geheimnisvolle Horizon von den "Silberlichten". Die wilden Kerle sind groß geworden, deshalb haben ihnen die Filmemacher neben neuen Erfahrungen auch neue Attribute der Coolness verpasst. Mit funkelnden Moto-Cross-Maschinen und schwarzer Kluft rasen sie durch die Landschaft und spielen damit sogar Fußball. Das kann man mögen oder nicht, unrealistisch ist es in jedem Fall. Michael Blöch vom Institut für Medienpädagogik in München sieht darin eine gegenüber den Anfängen der Filmreihe völlig veränderte Ästhetik: "Anfangs hat man noch die Spontaneität und den spröden Charme des Improvisierten gespürt, der natürlich schwer durchzuhalten ist". Jetzt sei alles sehr perfekt. Zu perfekt, denn die hollywoodreife Kulissenfestung "Ragnarök" mitten im Wald kann so unmöglich von ihren jugendlichen Bewohnern, den "Wölfen", hergestellt worden sein, ebenso wenig die laufstegreifen Kostüme der "Silberlichten" von ihren Trägern. Hier wird Kindern, deren Alltag wenig Möglichkeiten für echte wilde Natur- und Gruppenerfahrungen bietet, pseudowildes Leinwandleben serviert, stilistisch auch noch als Fantasy- und Ritterepos (Motorräder als Pferde, Kluft als Rüstung) verpackt. "Man müsste prüfen, ob so authentische Bedürfnisse der Jugendlichen bedient werden", meint Michael Blöch. Das scheint der Fall zu sein, denn Paula (10) sagt: "Wir träumen davon, auch so wild zu sein". Sie und die anderen jungen Zuschauer sind deutlich jünger als die Akteure, identifizieren sich aber mit den Helden. "Ein ganz normales Phänomen, das auch bei so realitätsfernen Figuren wie Harry Potter stattfindet", sagt Christoph Barth vom Fachbereich Medienwissenschaft der Uni Trier. Kinder können durchaus zwischen Realität und Fiktion unterscheiden. Und so ist das, was für Erwachsene an den Haaren herbeigezogen zu sein scheint, für die bestens mit Wilde-Kerle-Produkten ausgestatteten Fans wie Fation, David, Tilo oder Jason "einfach cool und spannend". Oder für Paula und ihre Freundinnen Marit und Jana eine Anregung fürs eigene Leben: "Es ist toll, dass die Mädchen im Film so stark sind. Wir drei sind jedenfalls, nachdem wir den ersten Film gesehen haben, in den Fußballverein eingetreten."

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