Alpenglühen und Edelweiß in der Arena

Trier · Spatzenfreunde halten zusammen: Die Diskussion um nicht selbst eingespielte CDs hat den Kastelruther Musikern nicht geschadet. 2000 Besucher sind am Samstagabend zum Konzert in die Trierer Arena gekommen.

 „Mit diesem Zeichen wirst du siegen“ – für Norbert Rier, den Sänger der Kastelruther Spatzen, erblüht ein überdimensionales Edelweiß. TV-Foto: Daniel John

„Mit diesem Zeichen wirst du siegen“ – für Norbert Rier, den Sänger der Kastelruther Spatzen, erblüht ein überdimensionales Edelweiß. TV-Foto: Daniel John

Trier. So viel ist mittlerweile bekannt: Wer die Kastelruther Spatzen musizieren hören will, der muss zum Konzert gehen. Auf ihren CDs lassen sich die Südtiroler - mit Ausnahme von Sänger Norbert Rier - nämlich von Studiomusikern vertreten. Was Ende 2012 für einen öffentlichen Skandal und ein paar Flecken auf der edelweißen Weste sorgte, hat der Popularität der Gruppe keinen Abbruch getan. 2000 Besucher sind am Samstag in die Trierer Arena gekommen - genauso viele wie beim letzten Auftritt an derselben Stelle vor zwei Jahren.
Mit dem kurzen Hinweis, dass alles live gesungen und gespielt wird, ist das Thema auch schnell abgehakt, und eine kleine Solo-Einlage von Valentin Silbernagl mit Klarinette und Saxofon ist wohl als Beweis gedacht, dass die Spatzen ihre Instrumente eben doch ordentlich beherrschen. Virtuosen müssen sie dafür auch gar nicht sein, denn ihre Lieder kommen meist mit einigen wenigen Harmonien aus - die Musik ist ebenso rustikale Hausmannskost wie der Original Südtiroler Spatzenkäse mit dem Konterfei der Bandmitglieder.
"Miteinander woll\'n wir feiern, unter Freunden, hängt euch ein!", heißt es in einem Lied von der aktuellen Jubiläums-CD, erschienen genau 30 Jahre nach der ersten Platte. Das könnte auch das Motto des Abends sein, denn die Spatzen schaffen es, bei ihren Fans ein besonderes Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen. Alljährlich feiern sie in ihrem Heimatort Kastelruth das Spatzenfest mit mehreren Tausend Besuchern, in der Arena bekommen sie wie gewohnt einige liebevoll verpackte Geschenke überreicht. "Wir sind alle eine große Familie", so beschreibt ein anderer Titel treffend die Atmosphäre.
Aus seiner eigenen Familie hat der vierfache Vater Norbert Rier auch ein Mitglied mitgebracht: Sohn Alexander tritt seit ein paar Jahren als Sänger in die Fußstapfen seines Vaters - in Anzug statt Kniebundhose und auch musikalisch weniger volkstümlich. Er stellt drei Lieder seiner neuen CD vor. Auch wenn der Junior seinen eigenen Stil erst noch finden muss, ist der Applaus dem "Spatzenküken" sicher.
Ein beschaulicher Planet


Angesichts von inzwischen mehr als 30 veröffentlichten CDs, für die die Kastelruther Spatzen mit mehr als 100 Goldenen Schallplatten belohnt wurden, fällt die Auswahl der Titel schwer. "Tränen passen nicht zu dir", das Siegerlied des Grand Prix der Volksmusik 1990, sowie "Eine weiße Rose" sind aber in jedem Programm vertreten, so auch diesmal. Dazu alles, was der "Planet der Lieder" - so das Tourneemotto und der Titel des aktuellen Albums - eben so hergibt: viele anrührende Geschichten von Herz und Schmerz ("Herz gewinnt"), von Liebe und Leid ("Ein Leben lang"), von Mut und Vertrauen ("Ja, ich will!"). Der Planet der Kastelruther Spatzen ist wie ein kleines eigenes Universum in den Südtiroler Alpen. Nicht immer eine heile Welt, aber eine sehr beschauliche - Alpenglühen und Edelweiß inklusive.
Auf der Videoleinwand sind die Musiker zu sehen, wie sie mit der Pferdekutsche zu ihrem Auftritt fahren. Und nach zweieinhalb Stunden Konzert wäre wohl niemand wirklich überrascht, stünde vor der Arena tatsächlich schon der Zweispänner für die Heimfahrt bereit.

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