Alte Hasen aus der Reserve locken

Das Finalkonzert des Mosel Musikfestivals am 3. Oktober steht noch aus. Trotzdem kann Intendant Hermann Lewen schon jetzt eine positive Bilanz der jüngsten Spielzeit ziehen.

 Das Konzert von Jordi Savall war einer der Höhepunkte des Festivals. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Das Konzert von Jordi Savall war einer der Höhepunkte des Festivals. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Trier. Ein musikalisches Festival ist neben seiner Funktion als Kulturträger immer auch ein Wirtschaftsunternehmen. 16 000 Besucher kamen bisher (drei Konzerte stehen noch aus), was eine Steigerung gegenüber 2008 von 20 Prozent ausmacht. "Ein sehr gutes Ergebnis", resümiert Lewen. "Dieser Publikumszuspruch belegt meine These, dass die Menschen gerade in Zeiten wirtschaftlicher Probleme in der Kultur ein Rückzugsgebiet sehen, in dem sie sich entspannen und auf andere Gedanken kommen können." Nicht von der Hand zu weisen ist auch der Werbeeffekt für die Mosel, den die insgesamt 63 Konzerte an 35 verschiedenen Spielorten haben. "Unsere Konzertbesucher", so Lewen, "kommen inzwischen aus ganz Europa. Nicht wenige verbinden den Konzertabend mit einem Kurzurlaub in der Region." Nach dem Geheimnis des Erfolges gefragt, sagt Lewen: "Es ist die Angebotsmischung aus den unterschiedlichsten Genres. Bei etlichen Konzerten konnten wir in diesem Jahr viele Besucher bei ihrem ersten Besuch unseres Festivals begrüßen, von denen nicht wenige hinterher sagten, dass sie auf jeden Fall wieder kommen wollten. Dies war bei hochkarätigen Klassikangeboten ebenso wie bei eher unterhaltsamen Abenden wie etwa bei Götz Alsmann der Fall." Auf seinen ganz eigenen Höhepunkt der Spielzeit 2009 angesprochen, nennt er spontan das Konzert mit Jordi Savall im Kloster Machern. "Dies war ein Konzert, das selbst einen alten Hasen wie mich aus der Reserve lockte, mich emotional berührte." Bevor am 5. Dezember der Vorverkauf für das Festival 2010 beginnt, dessen Programm unter der Überschrift "Grenzen überschreiten" fast vollständig ist, steht noch das große Abschlusskonzert am 3. Oktober um 17 Uhr in der Konstantin-Basilika an.

"Noch nie haben wir so viele Oratorien in einer Spielzeit im Angebot gehabt", sagt Lewen mit Blick auf das Finale, bei dem das Oratorium "Elias" von Felix Mendelssohn Bartholdy erklingen wird. Es unterstreicht den Festivaltitel 2009, "Cool Britania", denn die Uraufführung dieses Werkes fand 1846 im britischen Birmingham statt und hatte Anteil daran, dass der deutsche Mendelssohn in England so beliebt wurde.

Meinung

Beispielhaft

Die Art, wie Kultur-Manager Hermann Lewen seit geraumer Zeit das Mosel Musikfestival steuert, ist beispielhaft. 20 Prozent mehr Publikum sind besonders in Zeiten der Wirtschaftskrise ein enorm gutes Ergebnis. Das Mosel Musikfestival zeigt, wie sich Kulturveranstaltungen in unserer Region dauerhaft verankern lassen. Die hohe künstlerische Qualität des Programms und seine kontinuierliche Weiterentwicklung sind der Grund dafür, dass das Mosel Musikfestival mittlerweile europaweite Bedeutung erlangt hat. Ob traditionelles Oratorium wie beim "Elias" oder avantgardistische Barockmusik wie beim Auftritt des kanadischen "I Furiosi"-Ensembles - das Angebot ist breit, aber nicht beliebig gefächert. Exklusive Spielorte wie der Barocksaal des Klosters Machern oder der Innenhof des Kurfürstlichen Palais in Trier sorgen ebenso für ein Alleinstellungsmerkmal des Festivals. Hermann Lewen und sein Team tragen mit dazu bei, dass Kultur in der Region eine wichtige Rolle spielt. hp.linz@volksfreund.de

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