Alte Herren, gut in Form

Großes Musik-Wochenende in Luxemburg: Das Weltmusik-Festival "MeYouZik" am Samstag und der traditionelle "Rock am Knuedler" am Sonntag lockten Tausende von Besuchern in die Stadt.

Luxemburg. 30 Bands an zwei Tagen, und das alles kostenlos und bei passablem Wetter: Das mochten sich viele nicht entgehen lassen. Allein die Superstars Rodger Hodgson und Alan Parsons zogen am Sonntagabend rund 12 000 Zuschauer auf die Place Guillaume II vor dem Luxemburger Rathaus, mitten im Herzen der Stadt. Die Tourist-Information der Stadt Luxemburg bot als Veranstalter Gelegenheit, gleich mehrere Musik-Szenen kennenzulernen. Gehörte der Samstag Bands aus Osteuropa, Spanien und Afrika, traf sich am Sonntag die Luxemburger Musik-Szene auf der kleineren "Horse Stage" direkt unter dem Reiterstandbild von Wilhelm II. Besonders auffällig unter den Bands aus dem Großherzogtum: die exzellenten Indie-Rocker von "Sulivan", die einen Platz auf der großen "Lion Stage" vor den Löwen auf der Rathaus-Treppe durchaus verdient hätten. Dort zelebrierte unter anderem die marokkanische "Band of Gnawa" eine spannende, eigenartige, bisweilen etwas aneinandergeklebt wirkende Zusammenstellung von europäischen Rock-Klassikern mit afrikanischen Folklore-Klängen. Wofür das Publikum gekommen war, zeigte sich, als der Platz pünktlich zum Start von "Supertramp"-Sänger Roger Hodgson überquoll. Der 58-Jährige wirkte sympathisch, ohne Show und Stargehabe, und er beeindruckte schon durch die schiere Zahl der Superhits, die er aufbieten konnte. Freilich gab es zwischendurch mancherlei Leerlauf, und die Mini-Besetzung (neben Hodgson spielte Aaron MacDonald diverse Blasinstrumente) führte bei instrumental anspruchsvollen Titeln wie "Dreamer" oder "School" zu einem gewissen "Alleinunterhalter-Effekt": Es klang, als wolle einer bei der Geburtstagsparty Supertramp-Klassiker mit unzureichenden Mitteln nachspielen. Dafür überzeugten Hodgsons Songwriter-Qualitäten, ebenso wie die intakte und höhensichere Stimme. Alan Parsons ließ zum Finale endlos lange seine Bühnentechniker hin- und herlaufen, um dann trotzdem den Auftakt mit "I Robot" tontechnisch in den Sand zu setzen. Aber nach kurzer Irritation legte sein "Live Project" mächtig los und kombinierte Klassiker wie "The Raven" mit Pop-Hits wie "Eye in the sky" und Instrumental-Knallern Marke "Lucifer" - was den Platz zum Tanzen brachte. Da der angesichts der Wetterprognose erstaunlich blaue Himmel über Luxemburg zu diesem Zeitpunkt endlich dunkel geworden war, kamen auch die prächtigen Licht- und Farbspiele auf der Bühne so richtig zum Tragen. Nur arg leise war's - aber vielleicht geht das nicht anders, wenn man mitten im Stadtzentrum Rockfestivals macht. Der Stimmung beim Publikum - darunter auch etliche aus der Region Trier - tat's jedenfalls keinen Abbruch.

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