Alte Kameraden und eine junge Liebe

Trier · Bon Jovi und Johann Strauß, Traditionsmärsche und Karnevalshits: Die Musikparade hat am Sonntag in Trier ein multinationales Potpourri geboten. Passend zum Valentinstag gab es außerdem einen Heiratsantrag.

Alte Kameraden und eine junge Liebe
Foto: Daniel John (daj) ("TV-Upload John"

Trier. "Da, doresc!" - heißt auf Rumänisch "Ja, ich will!" Und für Olga gibt es natürlich keine andere Antwort, als ihr Freund Grigore am Valentinstag vor ihr auf die Knie fällt, um ihr einen Heiratsantrag zu machen - auf offener Bühne und unter den Blicken von mehr als 2000 Augenpaaren in der Trierer Arena.
Die beiden Tänzer aus der Republik Moldau sind Teil der Musikparade, bei der sich zivile und militärische Blaskapellen aus ganz Europa ein Stelldichein geben. Begleitet werden sie vom Repräsentationsorchester der Nationalbrigade ihres Landes.
"Viva Colonia" und "Kölle alaaf!"


Und das hat noch mehr Überraschungen auf Lager, denn neben traditioneller Marschmusik gibt es auch noch einen Nachschlag zur in diesem Jahr ohnehin verlängerten Karnevalssession. "Wenn et Trömmelche jeht", dann stonn och die Osteuropäer parat und animieren das Publikum zum Einstimmen ins "Kölle alaaf!" des Refrains. Das Heeresmusikkorps 1 aus dem polnischen Lublin steht da nicht nach und intoniert "Viva Colonia" - zwei Tage zuvor war die Show schließlich noch in Köln zu Gast, doch auch die Trierer zeigen sich dabei sangesfreudig.
Martialisch sind allenfalls die Briten vom Royal Logistic Corps. Aber sie erklären gottlob nur den "Krieg der Sterne" mit der Titelmusik der "Star Wars"-Filme. Denn die Musikparade, das ist neben einer opulenten Show mit Titeln von Johann Strauß bis Bon Jovi vor allem eines: ein großes Fest der Völkerfreundschaft. Ein ukrainischer Oberstleutnant befehligt eine multinationale Kompanie aus Polen, Bulgaren, Deutschen, Schotten, Engländern und Moldauern, die die EU-Fahne schwenken und mit Konfetti um sich schießen. Im Bereich der Militärmusik funktioniert es bestens.
Die Gesamtleitung im Finale hat Sergey Rabiychuk, der dafür ein Medley mit Melodien von Udo Jürgens und James Last arrangiert hat. Ukraine-Krise, Transnistrien-Konflikt, Austritt Großbritanniens aus der EU, Kritik an der neuen polnischen Regierung - dafür ist hier kein Platz.
Dudelsackspieler im Kilt, Soldaten in Uniform, Tänzer in Landestracht, Gesangssolisten, alle werden hier zu "Alten Kameraden". Zu den Klängen dieses Marsches ziehen die Musiker dann auch aus der Halle aus.
Dass allerdings die Sänger Carl Ellis und Antonia Markova ("die bulgarische Helene Fischer") wie große Stars angepriesen werden, ist schlichtweg Unsinn. Ellis schaffte es bei "The Voice of Germany" nicht bis in die Liveshows, Markova bringt es auf gerade einmal 2200 Facebook-Likes (Helene Fischer: 1,6 Millionen). Dabei sind solche Superlative gar nicht nötig - beide Solisten verfügen schließlich über eine solide Gesangsausbildung, und es macht Spaß, ihnen zuzuhören.
Als Erkenntnis eines überaus unterhaltsamen und abwechslungsreichen Nachmittags, jenseits aller politischen Kakophonie, bleibt festzuhalten: So harmonisch kann Europa klingen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort