Alte Liebe, viel Verwirrung

Luxemburg · Was macht die Liebe mit den Menschen? Dieser Frage ist das Berliner Renaissance Theater unter Leitung von Armin Holz am Freitag in dem Shakespeare-Stück "Was ihr wollt" nachgegangen - mit einer ungewöhnlichen Besetzung.

Luxemburg. In Illyrien herrscht Verwirrung: Die junge Viola liebt den Herzog Orsino. Doch Orsino ist in die Gräfin Olivia verliebt. Der Herzog weiß nichts von Violas Liebe. Er sieht in ihr nur den Knaben Cesario, der ihm zu Diensten ist. Diesen wiederum liebt Olivia. So entsteht ein Stück, in dem die Figuren kaum zwischen Schein und Sein unterscheiden können. Und so kam Shakespeares Komödie "Was ihr wollt" schon häufig auf die Bühne. Doch Armin Holz\' "Was ihr wollt" ist anders.
Für die Produktion, die im Luxemburger Kapuzinertheater gezeigt wurde, hat er sich ein Allstar-Ensemble zusammengestellt, das schon seit Jahrzehnten auf Theaterbühnen steht. Die Schauspieler haben bis auf einen die 60 Jahre weit überschritten - und sind damit einige Jahrzehnte älter, als Shakespeare die Figuren in seiner Komödie wohl eigentlich angedacht hat.
Holz schafft dadurch eine ungewöhnliche Perspektive und zeigt: Die Liebe macht auch vor dem Alter nicht halt. Sie verleiht den "Alten" vielmehr eine unglaubliche Kraft und Jugendlichkeit. Da spielt Elisabeth Trissenhaar die Olivia wie einen Teenager, der zum ersten Mal verliebt ist. Mädchenhaft hält sie Händchen mit ihrer Zofe Marie (Angela Schmid). Und auch die 67-jährige Ilse Ritter schwingt sich in ihrer Doppelrolle als Zwillingspaar Viola/Sebastian mit schelmischem Blick und in knappen Hotpants eher wie eine Jugendliche über die Bühne.
Wie sehr die Liebe und die Leidenschaft ihn zerreißen, macht Dieter Laser als Orsino deutlich. Stark akzentuiert, in abgehakten Sätzen bringt er seine Gefühle zum Ausdruck. Zu Krallen geformte Hände unterstreichen seinen Liebes-Wahnsinn.
Ganz ohne Anspielungen auf das Alter kommt das Stück aber nicht aus: Wenn es Sir Andrew (liebreizend verwirrt: Hans Diehl) nach seinen Kapriolen ins Kreuz fährt. Oder wenn Ulrich Kuhlmann als eitler Malvolio mit gelben Strümpfen und engen Bändern an den Knien wie ein gebrechlicher alter Mann über die Bühne stolziert.
Insgesamt sind es die Schauspieler, die das Stück ausmachen. Denn die knappe Inszenierung, die auf einige Charaktere verzichtet, ist oftmals zu verwirrend und zu überspitzt, so dass sie ins Alberne abflacht. So lässt Armin Holz Hans Diehl auf allen Vieren wie einen Hund über die Bühne krabbeln und seinem Gefährten Sir Toby (Markus Boysen) ans Bein pinkeln.
Gänzlich ohne Zusammenhang erscheint auch das Bühnenbild. Da werden zwischen den Szenen scheinbar wahllos Podeste, futuristische weiße Kreise und das Abbild einer großen Nase auf die Bühne geschoben. Alles untermalt mit Jazztönen von Lisa Bassenge und gesungenen Sonetten von Gitte Haenning, die den Narr wie einen Geschichtenerzähler spielt und etwas abgekoppelt vom Geschehen erscheint. Für die Zuschauer, die das Stück nicht kennen, ist es deshalb zum Teil schwierig, der Handlung von Beginn an zu folgen.

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