Am Ende stand nur ein Ping

Atonales und Tonales, vor allem aber Experimentelles gab es bei den Internationalen Orgeltagen im Trierer Dom. Verantwortlich dafür waren zwei Musiker, die mit einem reinen Improvisationskonzert den Abend bestritten.

Trier. Ein wenig ungewöhnlich war es schon, das dritte Konzert der Internationalen Orgeltage im Trierer Dom. Kein Bach, kein Mendelssohn oder Buxtehude fanden sich auf dem Programm. Es war ein reines Improvisationskonzert. Das an sich ist noch nicht so außergewöhnlich. Aber mit dem Duo Ekpyrosis, zu Deutsch "Entflammung", hatte Domorganist Josef Still nicht nur den Organisten Alexander Hermann, sondern auch den Schlagzeuger Stephan Böhnlein in den Dom geladen. Man durfte also ungewohnte Klänge erwarten, Musik abseits des Alltäglichen. Dass der Publikumszulauf hier nicht so gewaltig sein würde wie normal, konnte man voraussehen. Als der Abend aber endete, konnte man unter den rund 150 Besuchern viele begeisterte Gesichter beobachten.

Schon der Beginn des Konzertes mit seinen acht Improvisationen, deren Inhalte etwa mit "Elegie", "Himmelfahrt" oder "Porta Nigra" überschrieben waren, machte stutzig. Man sah zwar, dass Böhnlein, der sich mit seinem Instrumentarium vor dem Altar aufgebaut hatte, aktiv wurde, aber man hörte vom "Introitus" noch nichts. Erst ganz allmählich breiteten sich die Klänge der Schalenglocke aus, eroberten sich den Raum. Ebenso war es mit der Orgel, deren Klänge Hermann mit der Winddrossel auf ein Minimum zügelte, die ganz zaghaft aus dem Schwalbennest herabkamen. Es war tatsächlich, als ob die Musik zu einer feierlichen Handlung von Ferne in den Dom Einzug hielt.

Was Hermann und Böhnlein dem Publikum boten, ließ viel Raum für eigene Interpretation, eigene Deutung. Den größten Eindruck hinterließ vielleicht der siebte Programmpunkt, der mit "Unterm Kreuz" überschrieben war. Über den ostinaten Hammerschlägen, mal dumpf von Klanghölzern, mal brutal von Metallteilen, drückte die Orgel klanglich Wut, Verzweiflung, Schmerz und Trauer aus. Aber das gut sieben Minuten dauernde Klanggemälde blieb nicht in der Ausweglosigkeit. Immer mehr brach sich nach allen Dissonanzen ein Dur-Klang die Bahn, dessen Strahlkraft durch einen Schlag auf eine Messingscheibe beendet wurde. Dieser eine Schlag, dieses Ping, stand lange im Raum, hallte nach, gleichsam wie die Ereignisse auf Golgatha, die auch weit über den Tag hinaus noch heute nachhallen.

Die nächsten Termine:

2. Juni, 20 Uhr Domorganist Ludwig Ruckdeschel, Passau

9. Juni, 20 Uhr Domorganist Eberhard Lauer, Hamburg

16. Juni, 20 Uhr Kathedralorganist Paul Breisch, Luxemburg, und Josef Still spielen an zwei Orgeln Musik aus Frankreich

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort