Konzerte Zeitreise ins Land der Aufklärung

Trier · Georg Philipp Telemanns Lukas-Passion von 1728 – zu hören in der Trierer Konstantin-Basilika

„Ich habe diese Musik schon im Studium kennengelernt und war begeistert“, sagt Martin Bambauer. Jetzt ergreift der Trierer Kirchenmusikdirektor die Gelegenheit zur Aufführung.

Am kommenden Sonntag, 4. März, 17 Uhr, erklingt unter seiner Leitung in der Trierer Konstantin-Basilika die Passion nach dem Evangelisten Lukas, die Georg Philipp Telemann im Jahr 1728 schrieb. Ausgeführt wird sie vom Trierer Bach-Chor, dem Orchester „L’arpa festante“ und vier Solisten.

Der Ruf Telemanns (1681-1767) ist keineswegs ungetrübt. Vielen gilt er als Vielschreiber. Richtig ist daran nur eins: Telemanns Produktivität war außerordentlich. Für die Passionszeiten beispielsweise schrieb er von 1722 bis 1767 jedes Jahr eine Komposition – abwechselnd nach den vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes.

Diese Werke sind nie schematisch. Telemann sucht immer wieder neue Wege, experimentiert, will den Hörern das Passionsgeschehen in seiner ganzen Größe und Tiefe verständlich machen.

Dahinter steht die Philosophie der Aufklärung, die damals brandaktuell war. In seinen Kompositionen bekennt sich Telemann nachdrück­lich zur neuen Denkweise. Seine Musik will nachvollziehbar und allgemein verständlich sein. Sie rückt ganz nahe an die Menschen, will sie einladen zum Verstehen, zum Mitempfinden, zum Mitleiden. Auch heute noch kann diese Passion eine spannende Zeitreise werden in die halb vergessene und doch höchst aktuelle Epoche von Verstand und Vernunft, die zugleich eine Epoche der zarten, ja zärtlichen Empfindungen war.

Der Bibeltext zur Passion erscheint bei Telemann vollständig nach Martin Luthers Übersetzung von 1545. Aber der Komponist und sein Textdichter Matthäus Arnold Wilkens ergänzen ihn durch Erzählungen aus dem Alten Testament. Damit verbinden sie die beiden Heiligen Schriften des Christentums. Die Erzählungen von Josef und seinen Brüdern, vom Prophet Micha und Thron-Anwärter Zedekia, vom verfolgten David, vom sterbenden Simson, schließlich von Jona und dem Wal werden zugespitzt und auf Jesus bezogen. Seine Passion ist kein isolierter Einzelfall, sondern eine konsequente Fortsetzung des Alten Testaments. Telemann und Textdichter Wilkens vermitteln damit Hintergründe, vor denen Jesu Leiden und Sterben eine ganz andere Bedeutung, einen ganz neuen, tieferen Sinn erhält. Ganz im Sinn der Aufklärung.

Sonntag, 4.März 17. Uhr Konstantin-Basilika Trier: Geord Philipp Telemanns „Lukas-Passion (1728). Die Solisten sind: Hansjörg Mammel – Tenor (Evangelist), Marcus Ullmann –Tenor, Raimund Nolte – Bariton, Joachim Höchbauer – Bass (Christus). Zusammen mit dem Trierer Bachchor Barockorchester „L´arpa festante“ München. Leitung: Kirchenmusikdirektor Martin Bambauer. Der Eintritt kostet 26 und 13 Euro, zuzüglich Vorverkaufsgebühr.

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