An die Arbeit - vorurteilsfrei und unbelastet

Trier · Das neue künstlerische Führungsduo im Trierer Theater erzählt zum Auftakt der Spielzeit vom Aufbruch in eine neue Ära.

 Sie haben sich als Team schon am Theater in Pforzheim bewährt: Caroline Stolz und Alexander May. Nun lenken sie gemeinsam den Neuanfang am Trierer Theater. Fotos (3): TV-Archiv

Sie haben sich als Team schon am Theater in Pforzheim bewährt: Caroline Stolz und Alexander May. Nun lenken sie gemeinsam den Neuanfang am Trierer Theater. Fotos (3): TV-Archiv

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Trier Als Schauspieldirektorin beziehungsweise leitender Dramaturg mit Regieverpflichtung führen Caroline Stolz und Alexander May ein Jahr lang die Geschicke des Sprechtheaters in Trier. Im Gespräch mit dem TV berichten sie von der Stimmung im Haus, wie sie die nächste Zukunft gestalten und sich die weitere vorstellen.Das Theater Trier hat bewegte Zeiten hinter sich. Kommt man da mit einem mulmigen Gefühl ans Haus - oder packt man den Stier bei den Hörnern?Caroline Stolz Das ist zweifellos die bessere Methode. Zunächst gab es ein ganz normales Bewerbungsverfahren, und ich hatte ein sehr schönes Gespräch mit dem Leitungsteam. Als man sich dann für mich entschlossen hatte, habe ich mich riesig gefreut, denn natürlich war und ist es eine große Herausforderung. Nach der Zusage habe ich sofort meinen Kollegen aus Pforzheim angerufen und gefragt, ob er nicht mitkommen mag.Alexander May Über den Anruf habe ich mich auch sehr gefreut - zum einen, weil ich aus der Region komme, zum anderen, weil ich dieses Haus als Regisseur kenne, und zum Dritten, weil wir schon gut zusammengearbeitet haben.Haben Sie aus der Ferne verfolgt, was am Theater Trier passierte?Stolz Das ging ja durch sämtliche Medien. Das Haus hat sehr viel Aufmerksamkeit bekommen - weit über die Region hinaus. Man hat natürlich erst mal selber mit seinem Tagesgeschäft zu tun. Aber als der Wechsel nach Trier konkreter wurde, haben wir uns durchaus intensiv mit der Situation des Hauses befasst.Und wie war da die Stimmung, als Sie ankamen? Hatten Sie von den "erschwerten Arbeitsbedingungen" gehört?Stolz Nur gerüchteweise. Und das ist auch gut so, denn auf diese Weise konnten wir hier ganz vorurteilsfrei und unbelastet unsere Arbeit beginnen. Herrn Frötzschner (Ex-Schauspieldirektor, Anm. d. Redaktion) habe ich nie persönlich getroffen. Wir haben einige Kollegen aus dem Ensemble kennengelernt, das waren alles sehr nette Kontakte. Wir wissen auch die Konsequenz zu schätzen, mit der die Kollegen sich dazu entschieden haben, mit Ulf Frötzschner zu gehen.May Was wir allerdings als sehr positiv erlebt haben, war die große Zuwendung, die uns aus allen Abteilungen entgegenschlug. Eigentlich haben wir nur daran gemerkt, dass es zuvor Verkrampfungen gab. Die scheinen sich gerade gelöst zu haben ...Stolz ... und es herrscht gerade eine angenehme und sehr positive Stimmung im Haus.Aber allzu viel Zeit blieb Ihnen bei den Vorbereitungen nicht?Stolz Wir mussten wirklich Vollgas geben. Als wir Ende Februar erfahren haben, dass zehn von zwölf Schauspielkollegen gehen, mussten wir innerhalb kürzester Zeit ein gutes Ensemble zusammenstellen und Kollegen finden, denen wir auch nur einen Jahresvertrag geben konnten. Das ist uns gelungen; wir haben tolle Schauspieler für ein Jahr gewonnen, einige haben Stückverträge für ein bis drei Inszenierungen bekommen. Wir mussten natürlich auch ziemlich schnell einen Spielplan erstellen. Da herrscht schon ein gewisser Stress. Aber der macht Spaß, der ist absolut positiv.Beim Blick auf diesen Spielplan stellt sich die Frage: Wollen Sie fürs Erste in ruhigeren Gewässern navigieren?Stolz Kommt drauf an, wie man das sieht. Wir haben zwei Uraufführungen dabei ("Brigitte Bordeaux" von Sergej Gössner und "Totart Eifel" von Nora Schüssler) und eine Romanbearbeitung ("Der Spieler" nach Dostojewski von Boris C. Motzki). Bei Uraufführungen weiß man ja nie, wie die aufgenommen werden. Und es wird ein Weihnachtsmärchen geben, was ungerechtfertigterweise kaum gespielt wird, fantastisch geschrieben und nicht nur reine Kinderbespaßung ist ("Das Rätsel der gestohlenen Stimmen" von Alan Ayckbourn).May Ich störe mich ein wenig an den "ruhigen Gewässern". Gut, die "Dreigroschenoper" und "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" sind Publikumsrenner, aber wenn man sich den übrigen Spielplan anschaut, finde ich es fast ein bisschen provokant zu sagen, das Programm sei auf der sicheren Seite angesiedelt. Bei der Spielplangestaltung hatten wir schon eine Vision: Stadttheater ist nicht nur reduziert auf Umbruch und den Drang, unbedingt ein junges Publikum ins Haus zu holen.Stolz Deshalb werden wir auch mit einigen Inszenierungen rausgehen aus dem Theater. Wir haben nämlich schon gemerkt, dass viele Menschen es gutheißen, kein Theater à la Berlin oder München oder Hamburg geboten zu bekommen, sondern eines, das die Region ins Haus holt und selbst in die Region hinausgeht.May Wir wollen das Theater auch als Vehikel in eine andere Zeit betrachten: Unsere Sehgewohnheiten haben sich geändert, es gibt viele ältere Menschen, denen wir etwas bieten wollen, wir haben Traditionen, die wir pflegen müssen. Unsere Theaterkultur mag ein altes Pflänzchen sein, aber es soll auch in Zukunft und für unsere Kinder eine wichtige Rolle spielen und weiter gedeihen. Theater ist für uns ein Begriff, der mehr Menschen einschließt, als das unserer Meinung nach in der Vergangenheit der Fall war. Und die müssen wir zurückgewinnen - nicht nur eine Gruppe, sondern so viele wie möglich. Rainer NoldenInterview Caroline Stolz und Alexander MayExtra: OPERNDIREKTORIN VERLÄSST DAS TRIERER THEATER

Katharina John, bisher Operndirektorin in Trier, hat sich mit der Stadt über eine Vertragsauflösung geeinigt. Nach TV-Informationen erhält John eine Abfindung von etwa 30 000 Euro. John war viele Monate krankgeschrieben - hatte zwischendurch allerdings in Karlsruhe eine Oper inszeniert. "Während dieser Zeit war John gesund, die Inszenierung in Karlsruhe hatte sie als sogenannten Gastierurlaub noch mit Ex-Intendant Karl Sibelius vereinbart", erklärte Kulturdezernent Schmitt auf TV-Nachfrage. Der künftige Theaterintendant Manfred Langner will in den nächsten Tagen Johns Nachfolger bekanntgeben. (woc)Extra: GROßES THEATERFEST ZUM SAISONAUFTAKT

An die Arbeit - vorurteilsfrei und unbelastet
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(aheu) Das Theater Trier feiert die Eröffnung der Spielzeit am heutigen Samstag ab 14 Uhr im Großen Haus. Bei freiem Eintritt können sich die Besucher schon vor der Premiere einen Eindruck von der Inszenierung der "Dreigroschenoper" verschaffen, dem Kinder- und Jugendchor von Martin Folz lauschen, die Show der Bühnentechniker bestaunen oder den Soli-Tänzen der Compagnie des Hauses zuschauen. Erstmals stellen sich auch die neuen Mitglieder des Schauspielensembles dem Publikum vor, sie präsentieren kurze Programme und geben Einblick in die zweite Schauspielproduktion "Hinter der Fassade". Zu erleben sind auch der Trailer zur ersten Folge des "ToTaRT Eifel Krimis" und um 17 Uhr das Stück des Jugendclubs "Das verkaufte Kind". Ab 19 Uhr geben das Philharmonische Orchester der Stadt Trier, der Opernchor und Mitglieder des Musiktheater-Ensembles im Galakonzert einen musikalischen Vorgeschmack auf die Produktionen der Spielzeit. Für Essen und Trinken ist gesorgt. Zudem gibt es ein vielfältiges Kinderprogramm, unter anderem mit Lesungen, Handpuppenbasteln und Kinderschminken.

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