An sich selbst gescheiterte Moderne

Trier · Einen Skeptiker, der offensichtlich am Zustand der Moderne leidet, zeigt die aktuelle Ausstellung der Trierer Gesellschaft für Bildende Kunst im Palais Walderdorff. Dort erinnert uns Roland Boden an das, "was wir gehabt haben werden".

 Urbanes und Melancholisches: Eine Besucherin betrachtet in der Galerie Palais Walderdorff Arbeiten von Roland Boden. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Urbanes und Melancholisches: Eine Besucherin betrachtet in der Galerie Palais Walderdorff Arbeiten von Roland Boden. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Foto: Eva-Maria Reuther (er) ("TV-Upload Reuther"

Trier. Die Tage um Allerheiligen sind nicht selten von Wehmut geprägt. Da passt Roland Boden mit seinem melancholischen Blick auf die gebaute Wirklichkeit bestens ins Bild. Seine sogenannten urbanen Resträume sind derzeit in der Galerie im Palais Walderdorff zu sehen. "Mich interessiert die Realität" hat der Künstler einmal gesagt. Was ihn ganz besonders beschäftigt, ist die Zeit und ihr Maß als Ausdruck und Schöpferin von Realität.
Der 1962 in Dresden geborene Bauingenieur, der erst später zur Kunst kam, ist ein Multimedia-Künstler. Die Arbeiten des Berliners gehören allesamt der Konzeptkunst an. Sie sind, wie auch Bodens publizistische Veröffentlichungen, Reflexionen über den Zustand der Welt und ihre menschliche Konstruktion. "Was wir gehabt haben werden" heißt der Titel der Schau in Trier, eine Formulierung, die Grammatiklehrern schon mal den Blutdruck hochtreiben kann und Philosophen zum Grübeln bringt. In Trier ist es vor allem die Architektur der modernen Stadt mit ihren Hochhäusern, Planquadraten, gerasterten Fassaden und futuristischen Schwüngen sowie ihre Ödnis, die Bodens Pessimismus beflügeln, beim Blick auf das, was bleibt.
Die urbane Architektur sei Ausdruck "einer an sich selbst gescheiterten Moderne", kommentiert der Handzettel zur Ausstellung seine Position. Ob und woran eine Epoche scheitert, wäre allein schon ein höchst kontrovers zu diskutierendes Thema. Boden führt den Beweis mit großformatigen Gemälden, die nach Architekturfotos entstanden sind, die der Künstler zunächst am Computer zu 3-D-Modellen erweitert hat. Was die Gemälde interessant macht, ist ihre surrealistische Anmutung. Bodens Hochhäuser und ihre äußere wie innere Architektur haben sich längst der Wirklichkeit entzogen, falls sie jemals Wirklichkeit waren. Das bleibt in der Schwebe. Genau wie seine Architekturmodelle, in denen sich Barock und Plattenbau treffen und die mit ihrem spitzbübischen Augenzwinkern zum Originellsten in der Schau gehören. Zu sehen sind zudem Arbeiten, in denen der Künstler, der vor dem Studium seinen Militärdienst absolvierte, militärische Codes zu Raster- und Serienbildern verarbeitet.
Die Schau ist sehenswert. Den ganzen Umfang von Bodens philosophischen Überlegungen und seiner Ideenwelt wird man aber daraus nicht erfassen können. Was sich gerade in den Militärcodes zeigt, ist ein häufiges Problem der Konzeptkunst: Sie hat einen enormen Erklärungsbedarf, will man die Arbeiten nicht auf ihre ästhetische Qualität reduzieren. Dann wären gerade die Codebilder wenig originell. er
Bis 7. November, Dienstag, Donnerstag, Freitag, 11 - 13 und 14 - 17 Uhr, Mittwoch, Samstag, Feiertag, 11 - 13 Uhr; <%LINK auto="true" href="http://www.gb-kunst.de" class="more" text="www.gb-kunst.de"%>

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