Anbauen oder Aufstocken

Trier · Zusätzliche Etage oder Anbau: Bei der geplanten Sanierung des Trie rer Stadttheaters soll das in den 1960ern errichtete Gebäude erweitert werden. Außerdem ist ein größeres, eigenständiges Gebäude am Augustinerhof angedacht, in dem eine Kammerspielbühne untergebracht werden könnte.

Trier. "Sanierung im Bestand" - so lautet der Slogan für die Zukunft des maroden Trierer Stadttheaters am Augustinerhof. Zumindest, seit der Stadtrat sich von der Idee eines bis zu 70 Millionen Euro teuren Neubaus verabschiedet hat. Sanieren im Bestand bedeutet allerdings nicht, dass das Gebäude so bleibt, wie es jetzt ist. Vielmehr sollen 1400 Quadratmeter zusätzlich entstehen, damit Chor, Orchester, Kantine, Maske, Bühne und alle anderen Dinge untergebracht werden können, die laut Raumprogramm gewünscht sind. Bislang hat das Theater rund 8400 Quadratmeter Nutzfläche.Kammerbühne geht extra


Wie die Erweiterung aussehen könnte, dazu hatte die Stadt eine Studie in Auftrag gegeben beim Fachbüro Theapro. Dieses hat zwei Varianten für die bauliche Ausweitung entwickelt. Variante 1 schlägt einen langgestreckten Anbau an der Nordwest-Fassade - Richtung der Gaststätte Astarix - vor. Variante 2 besteht aus einer Aufstockung des Gebäudes um eine Etage plus zurückversetztem Staffelgeschoss. "Bislang favorisieren wir Variante 1, da diese nicht in die Statik des bestehenden Gebäudes eingreift und deshalb einfacher zu realisieren ist", erklärte Kulturdezernent Thomas Egger, der am Dienstag die bisherigen Ergebnisse der Studie vorgestellt hat.
Weiterer Nachteil der Variante 2: Trotz Aufstockung würde die laut Raumprogramm benötigte Nutzfläche von 9930 Quadratmetern immer noch um 300 Quadratmeter unterschritten.
Beide Varianten könnten um eine Kammerspielbühne mit rund 280 Zuschauerplätzen erweitert werden. Dafür wäre allerdings ein zusätzliches Gebäude am Augustinerhof nötig, das mit einer Brücke - ähnlich des verglasten Gangs zwischen Parkhaus und der Trier-Galerie in der City - mit dem Theaterhauptgebäude verbunden werden soll. Das Kammerspielhaus könnte laut Studie auf einem unbebauten Gelände zwischen Haupthaus und Hindenburgstraße entstehen.
Was die Sanierungsvarianten - mit oder ohne Kammerspielhaus - kosten, ist noch nicht berechnet. "Eine verlässliche Kalkulation erwarten wir Ende Juli", sagte Egger.
Auch die Gestaltung des geplanten zweiten Theaterstandorts an anderer Stelle in der Stadt (der TV berichtete) ist davon abhängig, welche Variante realisiert werden soll. Denn trotz Erweiterung können Werkstätten, Lager, Probebühnen und eine kleinere Studiobühne mit bis zu 100 Plätzen nicht im Haupthaus untergebracht werden. Auch jetzt hat das Theater dafür etliche Räume verteilt übers gesamte Stadtgebiet angemietet.
Als Favorit für den Zweitstandort gilt bislang das ehemalige Walzwerk in Trier-Kürenz. Auch das Areal an der Ostallee, Nähe Hauptbahnhof, von dem die Stadtwerke ihren Technikpark abziehen wollen, steht zur Diskussion. Fällt die Entscheidung für ein Kammerspielhaus am Augustinerhof, soll es am Zweitstandort eine Studiobühne geben. Andernfalls soll das Kammerspielhaus am Zweitstandort anstelle der Studiobühne gebaut werden.
Das Zwischenergebnis der Studie kann unter www.volksfreund.de/extra eingesehen werden. Die Stadt stellt die Studie außerdem am Dienstag, 14. Juni, 19 Uhr, im Kulturzentrum Tufa öffentlich vor.Extra

Theaterintendant Karl Sibelius war auch am Dienstag für eine Stellungnahme zur Beschneidung seiner Kompetenzen nicht zu erreichen. "Herr Sibelius möchte sich nicht zur aktuellen Situation äußern", erklärte Theaterpressesprecher Dominik Huß. Oberbürgermeister Wolfram Leibe hatte am Montag verkündet, dass ein Verwaltungsdirektor eingestellt werde, der die Theaterfinanzen voll verantwortlich übernehmen soll. Bislang ist Sibelius so genannter Generalintendant mit alleiniger Verantwortung für Kunst und Etat. Wegen des voraussichtlichen Gesamtdefizits von 2,6 Millionen für 2015 und 2016 (bei einem Gesamtetat von 15 Millionen per anno) müsse die Reißleine gezogen werden, hatte Leibe erklärt (der TV berichtete). Kulturdezernent Egger schränkte gestern Leibes Aussagen ein: "Der Oberbürgermeister hat sich so geäußert, ja. Aber Sibelius behält grundsätzlich auch weiter die Gesamtverantwortung, bei finanziellen Dingen soll künftig lediglich ein Vier-Augen-Prinzip gelten. Schließlich haben wir einen weiter gültigen Stadtratsbeschluss, der besagt, dass das Theater von einer einköpfigen Spitze geleitet werden soll." Wie die Finanzverantwortung künftig letztlich gestaltet werde, müssten zunächst noch die zuständigen Gremien - Kulturausschuss und Stadtrat - beraten. In dem vom Stadtvorstand am Montag einstimmig gefassten Beschluss heißt es wörtlich: "Die Stelle des Verwaltungsdirektors beziehungsweise einer Verwaltungsdirektorin ist so bald als möglich wieder zu besetzen." Bis zu Sibelius' Antritt hatte die ehemalige Verwaltungsdirektorin Heidi Schäfer die volle Verantwortung für die Theaterfinanzen. woc

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