Applaus für "ungeheure Erbärmlichkeit"

Trier · Typisch romantisch, heute kaum noch geschätzt und fast in Vergessenheit geraten: Das ist Robert Schumanns Märchenidyll "Der Rose Pilgerfahrt". Zu hören war das Oratorium am Sonntag in St. Maximin in Trier.

 Die Solistinnen Lisa Wittig (Sopran) und Marion Eckstein (Alt) sowie Antje Bitterlich (Sopran) als Rose (von links). TV-Foto: Daniel John

Die Solistinnen Lisa Wittig (Sopran) und Marion Eckstein (Alt) sowie Antje Bitterlich (Sopran) als Rose (von links). TV-Foto: Daniel John

Foto: Daniel John (daj) ("TV-Upload John"

Trier. Eine "ungeheure Erbärmlichkeit" attestierte Richard Wagner der Dichtung von Moritz Horn, die Robert Schumann in "Der Rose Pilgerfahrt" vertonte. Mehr noch: Er fragte sogar, "wer der sein müsse, der sich an einem solchen Machwerke zu einer großen Komposition begeistern und was wohl solche Musik dazu enthalten könne" (nachzulesen in Carl-Friedrich Glasenapps "Wagner-Enzyclopädie" von 1891). Der Richard-Wagner-Verband Trier-Luxemburg hat trotz dieser vernichtenden Kritik seines Namenspatrons ein Konzert mit ebendiesem "Machwerk" organisiert. Das Märchen über eine Elfe, die als Menschenmädchen die Freuden der Liebe erleben will, heiratet, im Kindbett stirbt und von den Engeln erhöht wird ("Dies ist ein Tod voll Morgenrot!"), wirkt zwar in der Tat wie aus der Zeit gefallen - und das ist wohl der Grund, dass das Stück nur noch selten aufgeführt wird.
Die Musik Schumanns, mit lieblichen Elfenchören und fröhlichen Waldhörnern ebenfalls eher leichte Kost, lässt sich aber auch heute noch anhören. Dafür sorgen nicht zuletzt die gewohnt souveräne Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter Leitung von Jochen Schaaf, der Trierer Konzertchor, der allerdings aufgrund der Akustik bisweilen Mühe hat, sich gegen die Blechbläser durchzusetzen sowie die Gesangssolisten: Antje Bitterlich (Sopran) als Rose sowie die junge Triererin Lisa Wittig (Sopran), vor fünf Jahren Bundessiegerin bei "Jugend musiziert", die aus Osann-Monzel stammende Marion Eckstein (Alt), Peter Koppelmann (Tenor) und Raimund Nolte (Bassbariton). Der Beifall des Publikums in der etwa halb gefüllten ehemaligen Abteikirche gilt dann auch vor allem den Ausführenden für die überzeugende Interpretation eines fast vergessenen Schumann-Werkes. daj

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