Askese und Klangglanz

In diesem Jahr wäre Bernd Alois Zimmermann 90 geworden. Grund genug für ein Porträtkonzert in der Luxemburger Philharmonie. Das zeigte: Die Musik dieses bedeutenden Komponisten hat an Faszinationskraft nichts verloren.

Luxemburg. Bernd Alois Zimmermann: Vielleicht bedarf es gar nicht der theoretischen Anstrengungen, die die mittlerweile reichlich vorhandene Sekundärliteratur und auch die eigenen Aufsätze und Werkinterpretationen als Zugang zu diesem großen Komponisten unterstellen. Vielleicht genügt einfach das offene Ohr, reichen die Fähigkeit und Bereitschaft aus, sich auf diese eindringliche Musik einzulassen. Im Komponistenporträt der Luxemburger "rainy days" standen die Voraussetzungen dafür zum Besten.

Arturo Tamayo, der erneut seinen exzellenten Ruf als Dirigent Neuer Musik unterstrich, und das "Orchestre Philharmonique" realisierten die komplexen Partituren der "Dialoge", der "Photoptosis", der "Symphonie in einem Satz" und der "Musique pour les Souper du Roi Ubu" mit Verve, Präzision und einer hoch entwickelten Klang-Sensibilität. Und nicht zuletzt einem sicheren Gespür für den Tonfall jeder Komposition. Da war sie: Die faszinierende Verbindung aus Askese und Üppigkeit, aus Strenge in der formalen Entwicklung und Klangglanz, die Zimmermanns Kompositionen auch Jahrzehnte nach ihrer Entstehung nicht veralten lässt. Es ist die Gewalt einer Musik, die sich zu beklemmender Apokalyptik weitet wie in der "Photoptosis" und der "Sinfonie".

Die in den "Dialoge´n" ein komplexes Netz an Klangbeziehungen entwickelt, in das sich Pascal Meyer und Xenia Pestova an zwei Flügeln exzellent integrierten. Und die im "Roi Ubu" mit Zitaten aus der Musikgeschichte ein bitterböses, bisweilen zynisches Maskenspiel veranstaltet. Gekommen waren nur an die 200 Besucher. Manche großen Momente ereignen sich im Verborgenen.

EXTRA



Weitere Veranstaltungen der diesjährigen "rainy days" in der Philharmonie: 28. 11., 17 Uhr bis 1 Uhr: "Symposion: Ein Rausch für die Sinne", 30. 11., ab 16 Uhr: "Daruma 2", "Almost sleeping" und "In gewohnter Umgebung". Drei spannende Experimente zwischen Interpreten und Publikum.

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