Auch der zweite Anzug passt

TRIER. (DiL) Wohl dem Theater, das wichtige Rollen aus dem eigenen Ensemble doppelt besetzen kann: Nach Anette Johansson überzeugt nun auch Evelyn Czesla in der weiblichen Hauptrolle von Donizettis Oper "Der Liebestrank".

Das Trierer Publikum hat die Gelegenheit, zwei durchaus unterschiedliche Interpretationen der kapriziösen Adina zu erleben, die vom naiven Jungen Nemorino und dem Playboy Belcore gleichzeitig umworben wird. Faszinierte Johannsen mit den weichen Zügen, der Doppelbödigkeit und dem Tiefgang der Partie, tanzt Czesla leichtfüßig und spielerisch über die Bühne und durch die Rolle. Koloraturgewandt, höhensicher und temporeich nimmt sie den Saal für sich ein. Kaum zu glauben, dass die kleine Damenriege des Trierer Theaters innerhalb einer Spielzeit so unterschiedliche Rollen wie Wagners Senta, Bizets Carmen und Donizettis Adina - L etztere sogar doppelt - ausfüllen kann, ohne dass man die geringsten Befürchtungen bezüglich der Besetzungs-Qualität haben muss - im Gegenteil. Von den Ensemble-Herren kann man das leider auch diesmal nicht sagen. In der Liebestrank-Aufführung am 3. Januar klang "Nemorino" Eric Rieger in der Mittellage recht tonlos, während sich "Belcore" Andreas Scheel ziemlich durch die Partie schleppte. In Bestform dagegen Gast-Bass Frank Blees als Quacksalber Dulcamara, souverän die ebenfalls neu besetzte Vera Ilieva als Reporterin Gianetta. Die mangelnde Zündkraft der Regie machte sich freilich bei der Repertoire-Vorstellung noch deutlicher bemerkbar als in der Premiere.

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