"Auf dass Gott in allem verherrlicht werde"

Trier war einst die Stadt mit den meisten Benediktinerklöstern im Land. An Geschichte und Wirken der ehemals vier Abteien erinnert ab heute eine sehenswerte Ausstellung im Bischöflichen Dom-und Diözesanmuseum.

 Dieser Schlussstein aus St. Maximin zeigt das Bild des Kaisers Maximilian, des ersten Heilig-Rock-Pilgers. Der Stein ist in der neuen Ausstellung im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum in Trier zu sehen. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Dieser Schlussstein aus St. Maximin zeigt das Bild des Kaisers Maximilian, des ersten Heilig-Rock-Pilgers. Der Stein ist in der neuen Ausstellung im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum in Trier zu sehen. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. "Ora et labora et lege"- bete, arbeite und lies, die alte Benediktinerregel hallt auch in der Geschichte von Trier wieder. Vier mächtige Benediktinerklöster, die Abteien St. Maximin, St. Matthias, St. Martin und St. Marien ad Martyres, bestimmten über Jahrhunderte maßgeblich das geistliche Leben der Stadt. Heute besteht von den vier Männerklöstern nur noch St. Matthias. Die selbstbewussten Söhne des heiligen Benedikt bewährten sich nicht nur als Theologen, sie waren auch geschickte und weitsichtige Betriebswirte und zudem kunstsinnig und kultiviert. Grund genug für das Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum, zum 480. Jahrestag der ersten Klostergründung auf dem italienischen Monte Cassino die Bedeutung des Ordens für Trier in einer Ausstellung zu würdigen.

"Mir ging es darum, ein Stück hiesiger Kirchengeschichte sichtbar zu machen und zudem auf die Verdienste der Benediktiner für die Kulturgeschichte hinzuweisen", sagt Winfried Weber. In mehrere Abteilungen hat der Museumsleiter seine Schau gegliedert. Am Anfang stehen die örtlichen Mönchsgemeinschaften, aus denen ab dem neunten Jahrhundert die Benediktinerklöster hervorgingen. Historische Ansichten vermitteln anschließend einen Eindruck von der Gestalt und der Anordnung der Klostergebäude. Auf aktuellen Fotos ist zu sehen, was davon übrig ist. Als Modell wird überdies der Idealtyp aller Benediktiner-klöster, die Klosteranlage von St. Gallen, gezeigt.

Eine zweite Abteilung mit Buchausgaben ist "Benedikt und seiner Regel" gewidmet. "Die Regel ist ausgesprochen modern - so muss ein Abt teamfähig sein - und praxisnah", meint Weber, "manch ein Manager könnte davon lernen". Das Kloster als Wirtschaftsbetrieb, der häufig eine unliebsame Konkurrenz für die weltliche Kaufmannschaft darstellte, belegen Urkunden und Urbare (Besitzverzeichnisse). Ein Abendmahlmesser (14. Jahrhundert) und ein angeblicher Schleier der Mutter Gottes verweisen auf die Reliquienverehrung als geistlichen Inhalt wie begehrten Wirtschaftszweig.

Unschätzbare Verdienste haben sich die Benediktiner um den Erhalt des geistigen antiken Erbes erworben. Ihre kostbaren Bibliotheken und ihre Schreibstuben waren wahre Horte der Kultur. Das bezeugen in der Trierer Schau wertvolle Schriften, darunter eine wunderbar illustrierte Ausgabe der Fabeln des griechischen Dichters Äsop. Ein besonderer Höhepunkt ist auch der Deckel des Ada Evangeliars, das der gebildeten Äbtissin Ada, der Schwester Karls des Großen, gehörte. Zu den Kleinodien der Schau gehören zudem ein seltener, fein gearbeiteter Schlussstein aus St. Maximin und ein kunstvoll gearbeiteter Mönchskopf aus dem zwölften Jahrhundert. Die Säkularisation im 19. Jahrhundert beendete das Leben der Abteien. Einzig St. Matthias wurde 1922 neu gegründet.

Die Ausstellung ist geöffnet vom 27. November bis 28. Februar, dienstags bis samstags von 9 bis 17 Uhr, sonn- und feiertags von 13 bis 17 Uhr; Telefon 0651/7105255, www.museum-bistum-trier.de

Extra

Der Ordensgründer der Benediktiner ist Benedikt von Nursia (um 480-547). Der Sohn eines reichen italienischen Grundbesitzers gründete 529 auf dem Monte Cassino das erste Benediktinerkloster und verfasste eine Klosterregel. Die Mönche mussten sich zu Gehorsam, Schweigsamkeit und Demut verpflichten. Die Regel umfasste einen vielfältigen Tagesablauf, bei dem sich Beten und Meditation mit praktischer Arbeit abwechselten. Heute leben etwa 1500 Benediktiner in Deutschland.

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