Auf der Suche nach den Spuren der Geschichte

Trier · Mit einer eindrucksvollen Schau setzt die Europäische Kunstakademie die Reihe ihrer Dozentenausstellungen fort. Gezeigt werden bildhauerische Arbeiten, Installationen und Mixed Media ihrer langjährigen Dozentin Francesca Cataldi aus Rom.

 Arbeit von Francesca Cataldi. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Arbeit von Francesca Cataldi. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. Nichts behält seine Form, wie wir spätestens seit Ovids Metamorphosen wissen. Aber nichts muss verloren sein, wenn sich die Kunst seiner annimmt, es überformt und ihm als Kunstwerk eine neue, über die Zeit und seine materielle Wirklichkeit hinausreichende Existenz ermöglicht.
Francesca Cataldis Werk, das derzeit in der Halle der Europäischen Kunstakademie in Trier gezeigt wird, ist ein eindrucksvolles Zeugnis für jene Fähigkeit der Kunst, selbst die alltäglichsten Dinge, die spärlichsten Überreste aus der Zeit zu nehmen, sie in neue Zeichen zu verwandeln, um ihnen so eine neue, gleichsam metaphysische Existenz zu geben. Die Italienerin, die 1944 in Neapel geboren wurde und heute in Rom lebt, ist nach eigenem Bekunden von ihrer Geburtsstadt und der Kultur ihrer geschichts trächtigen Region entscheidend geprägt.
Auch in der Trierer Schau wird deutlich, wie sehr die zweifache Biennale-Teilnehmerin in der Geschichte steht, und wie sehr sie sich künstlerisch aus jenen Prozessen der Vergänglichkeit und Verwandlung nährt, die der unaufhaltsame Fluss der Geschichte verursacht. Francesca Cataldi ist eine Vertreterin der sogenannten Arte Povera, jener Kunst, deren Requisiten die ganz einfachen, "armen" Dinge sind, wie Glasscherben, Steine, Teer, Draht, Papier, Eisenteile, scheinbar nutzlos Entsorgtes. All das nutzt auch Francesca Cataldi, genauso wie den Rost und andere Zeichen von Verwitterung. In all dem erkennt die Künstlerin die Zeugnisse und Überreste geschichtlicher und kultureller Prozesse.
Überdies bearbeitet sie Fotos, jene scheinbaren Abbildungen der Realität, mit dem Computer zu neuen Bildern und Bildzusammenhängen. Die Ausstellung in der Trierer Akademie gibt einen sehr guten Einblick in das Schaffen der Italienerin und ihre Ideenlage. Cataldis Arbeiten sind von großem ästhetischen Reiz und voller Poesie. Ihr wunderbares "Zauberbuch" scheint die Geheimnisse vergangener Zeiten zu speichern. Durch die dicke, schützende Glasschicht, die ihre Steine überzieht, wird Erdgeschichte sichtbar. Cataldis "Gesang der Erde" ist eine großartige, stimmungsvolle Bilderzählung voller Zuneigung für das Berichtete. Ein Video ermöglicht, aus dem vielteiligen Bild Einzelbilder ,wie mit der Lupe, näher zu betrachten.
Mit der ebenfalls mehrteiligen Arbeit "Sechs Brücken" (es handelt sich um die Brücken zwischen Konz und Schweich), der Fotos des Trierer Fotografen Rainer Breuer zugrunde liegen, präsentiert die Künstlerin eine Hommage an Trier. er
Bis 11. November, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 11-17 Uhr , www.eka-trier

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort