Trier. "Verstehen Sie mich nicht zu schnell", wird der Betrachter mit André Gides Hinweis im Katalog vorgewarnt. Dabei bedarf es eigentlich gar keiner Warnung des Franzosen. Mick Starkes Werksausschnitt, der derzeit in der Europäischen Kunstakademie gezeigt wird, ist so vielfältig und auf gute Art verunsichernd, dass er schon von daher zum eingehenden Betrachten und Verweilen zwingt. Wie etwa sein großformatiges Gemälde "Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist", bei dem man nicht weiß, ob es nun ironisch gemeint ist oder als Ausdruck gläubigen Urvertrauens. Letzteres wolle er ausdrücken, sagt der Künstler. Seltsam unwirklich, fast gespenstisch wirkt die fahle Rettungsszene "Lass uns tauchen und nie den Himmel berühren".
Was in den beiden Bilder und auch in anderen deutlich wird: Starke ist ein Maler, der gekonnt über Farben Form erzeugt, Stimmungen und Inhalte transportiert, Bilder öffnet und verdichtet. Seine Bandbreite ist groß. Eindrücklich belegen das die beiden ruhigsten und eindringlichsten Arbeiten dieser Schau. Geradezu impressionistisch löst sich die "Avenue des Champs-Elysées" in grauem Dunst auf. Der stille See daneben mit seinen Booten und seinem feinen Licht bietet ein Bild durchsichtiger Klarheit.
Aber in der Ausstellung kommt auch der studierte Architekt Starke zu Wort: mit Erinnerungsorten wie den Dachlandschaften von Paris und Trouville, den Kathedralen von Palma und Bayeux, italienischen Palästen und den mystischen Ruinen der Abtei Jumièges. Freilich: Starke bildet keine Bauwerke ab. Er macht Architektur als Skulptur, als Ornament und grafisches Muster, als Rhythmus sichtbar. Starkes Gemälde erstaunen häufig durch überraschende Perspektiven. "Ich will durchaus irritieren", bestätigt der Maler.
Die Ausstellung ist noch bis Sonntag, 6. November, zu sehen. Öffnungszeiten 11 bis 17 Uhr. Infos: 0651/998460, www.eka-trier.de er