Aufgeschlagen - Neue Bücher

Frank Schätzing liebt es offenbar, seinen Lesern ganz neue Welten zu erschließen. Gefahren aus der Tiefsee taucht der Star-Autor in "Der Schwarm" (2004) nach, zu den Energiequellen des Mondes zieht es ihn in "Limit" (2009).

An die knallharte Politik wagt sich der Kölner in seinem neuesten Werk heran. In "Breaking News" widmet er sich dem Nahost-Konflikt mit der Gründungsgeschichte Israels. Das Buch stellt einen unfreiwilligen Bezug zur Gegenwart her, die wieder von Bomben, Terror und Vergeltungsanschlägen geprägt ist. Gewalt, das ist auch der Alltag von Tom Hagen, dem Anti-Helden des Buches. Hagen ist Kriegsreporter für eine Hamburger Zeitschrift und überall dort unterwegs, wo es auf der Welt brennt. Als Journalist ist er frei von Angst, arrogant - und ein Typ, der für eine brillante Story über Leichen geht. Bei einer Geiselnahme in Afghanistan geht die Gier zu weit.Vier Menschen sterben. Und Hagen verliert alles: Job, Ruf, Selbstachtung. Als Mitarbeiter eines drittklassigen Online-Magazins quält er sich weiter durch Krisengebiete, säuft, verdient sich Geld als Callboy. Als ein alter Freund ihm die Möglichkeit bietet, an CDs mit brisanten Inhalten zu gelangen, wittert der Reporter die Chance auf die große Rückkehr. Doch eigene Lügen und dunkle Machenschaften radikaler israelischer Kräfte aus dem Untergrund führen ihn in einen Alptraum - Hagen wird plötzlich durch das Land gejagt. Parallel dazu baut Schätzing einen zweiten Handlungsstrang auf, den er in historischen Rückblicken erzählt. Dort geht es um eine Familienfreundschaft - und um die Frage, wie sich diese in Israel mit Kriegen, Vertreibung und Verlusten über die Jahrzehnte hinweg verändert. Erst spät verwebt der Autor in seinem Buch die Geschichte von Tom Hagen mit der von tief-gezeichneten Familienmitgliedern - und eröffnet so das spannende Finale. Frank Schätzing hat einen packenden Thriller mit Kinopotenzial geschrieben, in dem er mit Hintergründen in den Nahost-Konflikt einführt. Mit der Fülle an Fakten übertreibt es der Autor aber dermaßen, dass sein Buch gelegentlich einer Lektüre des Internetlexikons Wikipedia gleicht. Zugleich geht Schätzing das Risiko ein, historische Ereignisse mit erfundenen Elementen zu verknüpfen. Verschwörungstheoretiker werden "Breaking News" lieben. Andere dagegen werden rätseln, was Fakt ist - und was Fiktion.Florian Schlecht Frank Schätzing: "Breaking News", Kiepenheuer & Witsch, 2014, 961 Seiten, 26,99 Euro. Am Freitag, 24. Oktober, 20 Uhr, liest Frank Schätzing im Eventum Wittlich zum Abschluss des Eifel-Literatur-Festivals. Karten: TV-Service-Center Trier, 0651/7199-996 und <%LINK auto="true" href="http://www.volksfreund.de/tickets" class="more" text="www.volksfreund.de/tickets"%> Diese und weitere Kolumnen gibt es online unter <%LINK auto="true" href="http://www.volksfreund.de/kolumne" class="more" text="www.volksfreund.de/kolumne"%>

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