Aufgeschlagen - Neue Bücher

"Noh ooh, duu duuuduu .

.." So liest es sich, wenn Nicholson Baker versucht, seinen Protagonisten etwas vorsingen zu lassen. Das kann man mal so machen und es mag amüsant sein. Aber nur, wenn der Rest der Lektüre überzeugt und sie - wie man es von Baker eigentlich gewöhnt ist - intelligent unterhält. Doch das tut sein Roman "Das Regenmobil" über weite Strecken nicht. Darin berichtetet der Lyriker und Mitfünziger Paul Chowder - bekannt bereits aus Bakers "Der Anthologist" - von seinen Versuchen, einen Song zu schreiben. Die Ergebnisse sind schrecklich. Ansonsten plaudert Paul über alles mögliche: Zigarren, Quäkerandachten, die CIA, jede Menge Songs, seine komplizierte Software zum Musikmachen, seine Exfreundin Rosslyn, die er vermisst, sowie deren Hysterektomie und über das selbstfahrende Regenmobil, ein spezielles Konstrukt zum Bewässern etwa der Tomaten seiner Nachbarin - eben über den Status quo seines Lebens. Das wäre soweit ok, schließlich ist Baker ein Meister des geistreichen Plauderns, des Mäanderns, Analysierens und Argumentierens über ihn umtreibende Themen, von scheinbaren Belanglosigkeiten bis hin zu essentiellen Gesellschaftsfragen - zuletzt unter Beweis gestellt in seinem Essayband "So geht's". Paul allerdings lässt Baker zu selten in die Tiefe gehen, vieles bleibt, wenn auch sprachlich elegant formuliert, Stückwerk. Das Plaudern wird zum Plappern. Ärgerlich. Und schade: Denn mittendrin in diesem Plauder-Wust sind echte Baker'sche Perlen: Genial die Überlegungen darüber, weshalb Strawinski für das Solo, mit dem "Le sacre du printemps" beginnt, das Fagott wählte. Wenn Paul von Debussys Prélude "Die versunkene Kathedrale" schwärmt. Oder sich darüber Gedanken macht, was eine Note ist: "Vermutlich ist eine ,Note' ein kleines Memorandum an das Ich, eine Art, sich an eine Melodie zu erinnern." Vielleicht haben Baker-Fans ja Glück und dürfen diese Perlen, vom Schwafeln bereinigt, demnächst in einem neuen Essay-Band (wieder-)entdecken. Ariane Arndt-Jakobs Nicholson Baker: Das Regenmobil; 304 Seiten; Rowohlt; 19,95 Euro

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