Aufgeschlagen - Neue Bücher

Spätestens seit Joanne K. Rowlings Welterfolg um den britischen Zauberlehrling Harry Potter weiß die geneigte Leserwelt: Es gibt gute und böse Hexen und Zauberer.

Doch nun hat die spanische Autorin Nerea Riesco ihre Leser auf "Die Spur der Hexe" geführt, und wer ihrem Weg folgt, bleibt bei so mancher Wendung ratlos zurück. Der Roman beginnt im Jahre 1610 zur Zeit der Spanischen Inquisition. Alonso de Salazar y Frias, rechte Hand des General-inquisitors Sandoval, ist mit seinem Gefolge, darunter Bruder Domingo de Sardo und Novize Inigo de Maestu, auf einer Reise durch die nördlichen Provinzen Spaniens, um reuigen Hexen und Hexern die Absolution zu erteilen. Ihnen folgt die junge Hexe Mayo auf der Suche nach ihrer Ziehmutter Ederra, die verhaftet, ins Gefängnis gesteckt, möglicherweise verbrannt wurde. Während Mayo herauszufinden versucht, ob Ederra lebt oder tot ist, folgt sie mit Esel Beltran dem kleinen Inquisitionstross. Eine fantastische, bisweilen überbordende Geschichte entspinnt sich. Autorin Riesco packt zu viel in ihren historischen Roman hin-ein: In ihrer nicht stringenten Erzählweise verschwimmen nicht nur Fakten und Fantastisches miteinander, sondern auch Genres: Historischer Roman trifft auf Liebesgeschichte, der auf Kriminalroman trifft, der wiederum auf Märchen trifft. Genaue Anleitungen für Zaubertränke und abergläubische Bräuche prallen auf wissenschaftliche Untersuchungsmethoden in Gestalt des Verstandesmenschen Salazar. Ein wilder Perspektivenwechsel geht damit einher. Gibt es nun Hexen oder gibt es sie nicht (in der Geschichte)? Lässt der Leser sich auf deren Existenz ein, wird er gleich darauf eines Besseren belehrt, nur um kurz darauf wieder zu zweifeln. Das hat er im Übrigen mit den meisten Personen in der Geschichte gemein, die fast allesamt an die Existenz von bösen Hexen, Succubi und den Satan in Ziegenbockgestalt glauben. Wie die elfenhafte, gutartige Mayo, die von sich selbst glaubt, Tochter des Teufels zu sein und auf einem Esel zu reiten, der einst ein Gaukler war. Manche Personen hingegen lebten tatsächlich: Salazar und sein Gefolge gab es wirklich, was im Nachwort zu erfahren ist. Auch die Hexenverbrennung, das Autodafé in Logroño, fand statt. Darin verwoben sind laut Autorin belegte Beschwörungen, Zauber und magische Rituale, mit Ortsbeschreibungen und historischen Daten. Weniger Wirrwarr und mehr Struktur hätten dem Buch gutgetan. Verona Kerl Nerea Riesco: Die Spur der Hexe, Fischer Taschenbuch, 378 Seiten, 9,99 Euro

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