"Aufhören, wenn's am schönsten ist" - 5000 Zuschauer kommen zum Abschiedskonzert von Unheilig in die Arena Trier

Trier · Der Graf hört auf! Eine Botschaft, die seine Fans nicht gerne gehört haben werden. Mit einer Abschiedstournee tourt Unheilig noch bis zum 10. September des kommenden Jahres durch die Republik. In Trier verabschiedete er sich bereits am Freitag von seinen Anhängern. Laut Angabe des Veranstalters nahmen rund 5000 Menschen die Einladung zum Abschied in der Arena Trier an.

 Mehr als 15 Jahre lang war der Graf mit seiner markanten Stimme der Frontmann von Unheilig. TV-Foto: Rolf Lorig

Mehr als 15 Jahre lang war der Graf mit seiner markanten Stimme der Frontmann von Unheilig. TV-Foto: Rolf Lorig

Foto: Rolf Lorig (flo), Rolf Lorig ("TV-Upload Lorig"

Noch einmal gemeinsam richtig Party machen - dazu hatte der Graf gleich drei Vorbands mit nach Trier gebracht. Kein Wunder, dass die Party deswegen bereits um 18.30 Uhr begann. Ein Angebot, das vom Trierer Publikum zwar dankend angenommen wurde.
Richtig Stimmung kam aber erst gegen 20.15 Uhr auf, als mit der Musik eine gigantische Lichtschau aufflammte und den Auftritt von Unheilig ankündigte. Das Publikum jubelte begeistert, musste aber auf den Star des Abends warten. Der befand sich noch hinter der Bühne, trat erst mit dem zweiten Song in Erscheinung: schwarzer Anzug, weißes Hemd, schwarze Krawatte, den Kopf frisch rasiert, dazu die charakteristischen dreieckigen Bartecken seitlich vom Kinn.

Als er sich zeigte, waren die Fans nicht mehr zu halten. Jubelnd und mit ausgestreckten Armen drängelten sie an den Gittern, den Blick nach oben auf die mannshohe Bühne mit langem Laufsteg gerichtet.
Keine Rede von Warmlaufphase. Vielmehr ein Blitzstart von null auf 200. Wobei das sehr unterschiedliche Alter - nach oben gab es keine Begrenzung - der vorwiegend weiblichen Fans keinen Unterschied machte. Der Mann, der sich "der Graf" nennt und 1999 mit Unheilig an den Start ging, nahm die Stimmung dankbar auf. Irgendwann blieb die Jacke hinter der Bühne. Wie ein Derwisch sauste er bei jedem neuen Song über die Bretter, nahm jede nur denkbare Möglichkeit auf, mit seinen Fans zumindest visuell in Kontakt zu treten. Denn das hatte er auf seiner Homepage auch versprochen, als er dort vor etwas mehr als einem Jahr das Ende von Unheilig angekündigt hatte: "Der letzte Vorhang wird erst dann fallen, wenn wir uns gebührend voneinander verabschiedet haben." Und dieses Versprechen hielt der Graf ein.

Auch wenn es wegen des tiefen Grabens zwischen Bühne und Publikum zu keinem körperlichen Kontakt kommen konnte: Mit seiner markanten Stimme und seinen Liedern und Texten erreichte er die Menschen auf Anhieb. Quasi von Anfang an verfügte der Graf über einen stimmgewaltigen Chor, den er virtuos zu lenken wusste. Wobei er sich keinen Augenblick Ruhe gönnte, sondern unentwegt über die Bühne pogte.

Und da es sich nicht ziemt, dass ein Teil der Gäste auf den Hochrängen gemütlich auf ihren Sitzen bleibt, während das Gros des Publikums im Innenraum der Arena mit dem Grafen um die Wette springt, war es auch dort bald mit der Ruhe vorbei: "Die Herrschaften auf den Sitzen da oben - habt ihr noch Energie, wollen wir gemeinsam springen?" Es war eine von vielen rhetorischen Fragen des Grafen an diesem Abend. Und es war eine Frage, die sofort Wirkung zeigte.
Rund zwei Stunden dauerte der Auftritt von Unheilig. Eine äußerst sportliche Leistung, gönnten sich doch weder Sänger noch Band eine Pause. Um 21.45 Uhr dann das überraschende Ende des offiziellen Konzertes. Erst war das Publikum vom abrupten Schluss überrascht. Dann aber formierte sich der Zugabe-Chor rasch und nachhaltig. Und natürlich hatte Unheilig die im Gepäck. So stand es schließlich im Regieplan. Doch auch an diesem Abend brachte es der Graf am Ende des Konzerts auf den Punkt: "Du musst aufhören, wenn es am schönsten ist."

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