Aufruhr im Küchenschrank

TRIER. Michael Ophelders ist eine Art Allzweckwaffe des Trierer Theaters. Hauptdarsteller in den verschiedensten Rollen, Conferencier, Saxofonist bei der hauseigenen Bläsergruppe, Stammgast bei allen Premieren – und nun auch Regisseur. Ophelders setzt das neue Märchenstück "Der Lebkuchenmann" in Szene, das am Mittwoch Premiere feiert.

Auf der balkonartigen Empore auf der Bühne des Stadttheaters jagt die mafiös aussehende Maus Flitsch (Enrico Spohn) Frau Teebeutel (Sabine Brandauer), die spitze Schreie ausstößt. Mit einer Leiter soll Herr Salz (Jan Brunhoeber) eingreifen. Schauspielerin Claudia Felix alias Frau Pfeffer fragt in den Zuschauerraum: "Sollen wir mal die Version ausprobieren, ihm zu helfen?" Aus dem Halbdunkel lässt sich eine Stimme vernehmen: "Meine Idee wäre, dass es Salzi alleine versucht, damit die Kinder sehen: Hier ist ein Problem! Und selbst Ideen entwickeln". Die Stimme gehört Michael Ophelders, sonst selbst Akteur auf der Bühne, der hier zum ersten Mal in Trier den Regiestuhl einnimmt. Kritisch, aber auch offen wacht er über die Wirkung des Bühnengeschehens: "Wir probieren erst mal meine und dann deine Idee, ich muss es mal sehen!" Die Probe in Kostümen verläuft konstruktiv, mit viel Humor und erstaunlicher Perfektion. "Es ist selten, dass wir so früh so weit sind", sagt Michael Ophelders. "Alle ziehen an einem Strang, alle wollen das Kinderstück, es macht einfach Spaß". Den "Riesenspaß" bestätigen auch die Darsteller und führen ihn vor allem auf die gute Regiearbeit zurück. "Man braucht keinen Andock-Versuch, man kennt sich", sagt Sabine Brandauer "Weil wir Kollegen auf der Bühne sind, kann Michael sehr gut auf mich eingehen", meint "Lebkuchenmann" Tim Olrik Stöneberg, "es ist so, wie es sein sollte, man gibt und nimmt". Enrico Spohn ergänzt: "Man spricht sofort eine Sprache". Und auch Herr "Kuckuck" alias Hans-Peter Leu, der wie Ophelders das Stück schon einmal woanders gespielt hat, lobt: "Es ist alles ganz ohne Krampf." Michael Ophelders selbst weist die motivierende Wirkung in bescheidener Tiefstapelei eher dem von ihm vorgeschlagenen Stück als seiner Arbeit zu. "Es ist einfach eine runde Geschichte mit unheimlich viel Fantasie, Humor, Spannung, Charme, superguter Musik und Inhalten, die Kinder betreffen: Probleme lösen, Freunde finden, sich ändern". Nicht umsonst sei "Der Lebkuchenmann" eins der am häufigsten gespielten Kinderstücke. Die Handlung um einen Aufruhr im Küchenschrank, weil die Kuckucksuhr wegen verlorener Stimme auf den Müll geworfen werden soll, dann aber mit vereinten Kräften von Lebkuchenmann, grantigem Teebeutel und anderen gerettet wird, setze kindliche Träume um. "Plötzlich, in der Nacht werden kleine Dinge des Alltags lebendig". Fantasien, die ganz offensichtlich auch Erwachsene inspirieren, zum Beispiel Intendant Gerhard Weber und seine Frau, die den unsichtbaren Besitzern des Küchenschranks ihre Stimmen leihen. Vor allem aber Ophelders und sein Ensemble, die viele kleine Späße ins Stück eingebaut und dabei eine neue gemeinsame Lieblingsspeise gefunden haben - Lebkuchen! Premiere am 22. November um 11 Uhr im Großen Haus, weitere 30 Vorstellungen bis Anfang März. Wochenend- und Feiertagstermine: 26. November, 17. und 26. Dezember.

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