Aus der Scherzer-Schule

TRIER. (DiL) Der Tänzer und Choreograph Sven Grützmacher (Foto: TV -Archiv) soll nach TV -Informationen in der kommenden Spielzeit neuer Ballett-Chef am Theater Trier werden. Die Berufung ist aber noch nicht offiziell bestätigt.

Kenner der Ballett-Szene waren hellhörig geworden, als der 38-Jährige im Januar kurzfristig bei zwei Vorstellungen von Mozarts "Requiem" eingesprungen war. Inzwischen scheinen die Weichen für ein längerfristiges Engagement Grützmachers gestellt zu sein. Im Theater gibt man sich wortkarg, offenkundig in der Absicht, die Probenarbeiten für die Schluss-Produktion des scheidenden Ballett-Leiters Sergey Volobuyev (Premiere am 24. Februar) nicht mit Spekulationen über die Nachfolge zu belasten. Seit bekannt wurde, dass sich die neue Intendanz von dem langjährigen Ensemble-Chef trennen will, war das Verhältnis sehr unterkühlt. Grützmacher, der bereits mit zehn Jahren in Berlin seine Tanz-Ausbildung begann, startete seine Karriere 1986 als Solist an der Komischen Oper Berlin. 1988 ging er für fast zehn Jahre ans Staatstheater Saarbrücken, wo er zu einer der prägenden Figuren in der Ära Birgit Scherzer wurde, zunächst als Interpret zentraler Rollen, später als Assistent der renommierten Choreographin. An der Saar entwickelte er auch seine ersten eigenen Regie-Arbeiten. Grützmacher gastierte an Häusern wie dem Aalto-Theater Essen, der Komischen Oper Berlin und dem Opernhaus in Chemnitz. Er tanzte in Produktionen von Tanztheater-Größen wie John Cranko, Kurt Joos und Philipp Lansdale. Die Erwartungen an den künftigen Ballett-Chef dürften hoch sein, vor allem nach dem sensationellen Publikums-Erfolg von Birgit Scherzers "Requiem"-Produktion. Die erste Konfrontation der Trierer Zuschauer mit einer stilistisch moderneren Tanztheater-Ästhetik wurde zu einem Triumphzug. Fast alle Vorstellungen waren ausverkauft. "Wir hätten fünf weitere Aufführungen verkaufen können", sagt Intendant Gerhard Weber, der Grützmacher gut kennen dürfte, haben doch beide in gemeinsamen Saarbrücker Jahren bereits zusammen gearbeitet. Inzwischen scheint sich auch herauszukristallisieren, dass ein Großteil des bisherigen Ballett-Ensembles entgegen ursprünglichen Absichten nun doch in Trier bleiben kann. Die Trierer Tänzer hatten beim "Requiem" Publikum und Kritik von ihrem beachtlichen Potenzial überzeugt.

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