Ausflug ins Unbekannte

Trier. (gkl) Auch wenn es im Titel des Konzertzyklus in der Trierer Konstantin Basilika nicht erwähnt wird, die Reihe kann für sich durchaus das Prädikat "international" in Anspruch nehmen. Welchen Ruf die Serie und auch die Stadt Trier als Veranstaltungsort für Orgelkonzerte genießt, belegte Norah Duncan IV., der nur für sein Recital aus Detroit an die Mosel gereist war.

Überaus angetan war der Hauptorganist der Kathedrale von Detroit von dem Instrument, das er in der Trierer Basilika vorfand. "Es ist natürlich für diesen gewaltigen Raum etwas klein. Das wäre in Amerika nicht denkbar. Aber die Orgel spricht ihren Organisten an. Ich brauchte mit ihr nicht zu kämpfen, sondern sie zeigte mir, wie ich mein Programm am besten darstellen konnte." Mit den ausgewählten Werken spannte Duncan einen weiten Bogen, der seinen Anfang bei Dietrich Buxtehude (Praeludium in C-Dur, BuxWV 137) und Johann Sebastian Bach (Choralvorspiel "Wir glauben all an einen Gott", BWV 680) nahm. Danach verließ er den Bereich des Barock, wandte sich Komponisten des vergangenen Jahrhunderts zu und gewährte den Zuhörern in der gut besuchten Basilika vor allem einen Einblick in die Arbeit dreier afroamerikanischer Komponisten. Ralph Simpsons "Jacob's Ladder", dessen Thematik auf einem afroamerikanischen Spiritual beruht, zeigte etwa, wie sehr sich der Komponist an den Kompositionsstilen der großen europäischen Meister orientiert. Fremd, aber deshalb interessant

Teilweise konnte man meinen, eine Triosonate zu hören, die dann jedoch manchmal recht unvermittelt durch gewagte Modulationen und Harmonien sehr belebende, typfremde Elemente erhielt. Ein wenig fremd, aber gerade deshalb interessant gestaltete sich auch Adolphus Hailstorks "Oh Freedom", dessen aus dem Jazz entliehenen Anteile Duncan souverän zu vermitteln wusste. Abgerundet wurde dieser amerikanische Teil des Programms durch David Hurds "Detroit Hymn" und Simpsons Fantasy and Fugue über "My Lord, what a Mounin". Ein sehr lohnender Abend, der die Möglichkeit bot, mit Orgelliteratur in Berührung zu kommen, die in unseren Breiten nahezu unbekannt ist.

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