Ausgezeichnete "Argula"

Trier/Feuchtwangen · Premiere: Mit der Produktion des Trierer Regisseurs Alexander Ourth gewinnt erstmals eine Inszenierung den Theaterpreis der Feuchtwanger Kreuzgangspiele.

 Regisseur und Schauspieler Alexander Ourth. Foto: privat

Regisseur und Schauspieler Alexander Ourth. Foto: privat

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Trier/Feuchtwangen Seine Inszenierungen sind mehr als pures Schauspiel: Der Trierer Regisseur und Schauspieler Alexander Ourth arbeitet gerne und virtuos mit visueller und akustischer Technik, setzt Stücke kollagenhaft um. Für sein jüngstes Werk "Argula: die Reformatorin", das er für die Feuchtwanger Kreuzgangspiele in der dortigen Johanniskirche inszeniert hat (Premiere 23. Juni; vier Vorstellungen), hat er nun gemeinsam mit Darstellerin Rebekka Michalek den Theaterpreis der Fränkischen Landeszeitung erhalten - für eine "herausragende künstlerische Leistung".

Dabei ist "Argula" rundum das Werk des 39-Jährigen. "Die Grundlage bilden Texte von Jürgen Hofmann aus seinem gleichnamigen Stück für sieben oder acht Personen", sagt er. Das Stück erzählt die Geschichte von Argula von Grumbach (um 1492/1568), eine Zeitgenossin Martin Luthers, die sich ebenso wie er für die Reformation der Kirche einsetzt - und zusätzlich für die Gleichstellung von Mann und Frau. Eine starke Frau, die sich auch durch Rückschläge nicht in ihrer Überzeugung beirren ließ, allerdings auch nie Erfolg hatte.

Ourths "Argula" ist in Feuchtwangan bereits abgespielt, er selbst steht noch bis 11. August als Thomas Müntzer im Stück "Luther" auf der Bühne der Festspiele. Von dort aus würde der Regisseur seine "Argula" gerne mit an die Mosel nehmen. "Sie passt gut ins Reformationsjahr." Seine Traumlocation: die Konstantinbasilika. Aber er kann sich auch vorstellen, andere Kirchen zu bespielen.

"Mir war schnell klar, dass ich etwas Eigenes daraus machen muss", sagt Ourth. Er habe die grundlegende Idee beibehalten, sie mit einer Person verwirklicht und in eine performanceartige, kollagenhafte Form übergeführt. "Ich habe Originaltexte aus dieser Zeit genommen und sie in ein leicht verständliches Deutsch überführt, um den Zuschauern die Zeit der Reformation verständlich zu machen." Wie Texte von Martin Luther, dem Ablassprediger Johann Tetzel, die Bannbulle des Papstes, des Kirchenkonzils und das Wormser Edikt. "Das sind Splitter, die sich zusammenfügen."

Die Besonderheit von Ourths Inszenierungen: Er integriert moderne Techniken wie Videokunst, visuelle und akustische Spezialeffekte in seine Produktionen. "Wir haben Klänge und Videos wie Unterwasseraufnahmen vorproduziert", sagt Ourth. Aber es gebe auch abstrakte Bewegtbilder, zufällig generierte Elemente. Und - eine Spezialität von ihm, die er schon in der Produktion "Tschick" für das Theater Trier praktiziert hat - Projektionsmapping, ein Verfahren, mit dem er Bilder und Filme passgenau auf Oberflächen projiziert. "Rebekka schlüpft im Stück in verschiedene Rollen", erklärt er. Sie ist mal Luther, mal König, mal Erzähler, mal Papst. Für diese Szene hat Ourth im Vorfeld Videos eines männlichen Kollegen aufgenommen. Dank Green-Screen-Technik ist im Stück Michaleks Kopf auf dem "Papstkörper" zu sehen.

Seine Inszenierung muss die Jury schon sehr beeindruckt haben: "Der Preis ist zum ersten Mal an ein Theaterstück gegangen", sagt Ourth. "Bislang ging er immer an eine Schauspielerin oder einen Schauspieler, aber nie an eine komplette Produktion."

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