Ausnahme-Cellist Müller-Schott überzeugt in der Philharmonie

Luxemburg · Ein eindrucksvolles Konzert im leider halb leeren Haus haben das Belgische Nationalorchester und der Cellist Daniel Müller-Schott in der Philharmonie gegeben. Dirigent war Stefan Blunier.

 Technisch brillant: Daniel Müller-Schott. Foto: Philharmonie

Technisch brillant: Daniel Müller-Schott. Foto: Philharmonie

Luxemburg. "Solche Musik ist eigentlich nicht mein Ding. Aber ich finde es wichtig, dass sie gespielt wird", sagt eine ältere Dame zu ihrem Begleiter. Mit "solcher Musik" ist Wim Henderickx Symphonie Nr. 1 "At the Edge of the World" gemeint. Das Werk des belgischen Musikprofessors wird an diesem Abend durch das Orchestre National de Belgique unter der Leitung seines Dirigenten Stefan Blunier uraufgeführt. Nicht nur zeitgenössisch, sondern auch intelligent aufgestellt ist das Programm mit diesem Eingangsstück, dessen musikalische und interkulturelle Verweise geradewegs die Brücke schlagen zu Alexander Skrjabin, dem anderen großen Synästheten und Mystiker und seiner grandiosen Symphonie Nr. 2 in c-Moll.
Es gehe ihm darum, über die "Symphonie als solche" nachzudenken, sagt Henderickx, der bei der Premiere anwesend war. Blunier und seine Musiker schaffen es eindrücklich, zum Wesen der sich traditionell kleidenden Symphonie vorzudringen, ihren Kontrastreichtum, ihre großen Bögen, ihre Klangvielfalt und ihre Mystik hörbar und erlebbar zu machen.

Eindringlich und intelligent


"Eingebettet" zwischen Henderickx und Skrjabin haben die Programmmacher ihren Gast Daniel Müller-Schott mit Joseph Haydns Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 in C-Dur. Die belgischen Musiker begleiten in kleiner kammermusikalischer Besetzung den aktuell meistgefeierten Cellisten. Mit seiner brillanten Technik, seinem gleichermaßen mutigen wie ausdrucksstarken Spiel bringt er sein Instrument aus dem 18. Jahrhundert wunderbar satt zum Klingen. Der Cellist versteht Spannung zu halten (wunderschön seine Kadenz), eindringlich ist sein Spiel und dabei intelligent. Auch in Augenblicken größter Emotion oder rasanter Tempi bleibt seine Darbietung überlegt. Zum Höhepunkt gerät seine Zugabe aus den Cello-Suiten von Benjamin Britten.
Und schließlich Skrjabins 2. Symphonie: Das Orchester präsentiert sie hochdramatisch zwischen betörender Klangsinnlichkeit und widerstreitenden Gefühlen. Hinreißend das Andante in seinem Feinsinn, seinen hauchzarten Klängen, seiner Melodik. Temperamentvoll, stürmisch, fast ein musikalischer Marschbefehl die beiden Schlusssätze. Großartig: die Klarinetten und Blechbläser. Blunier dirigiert souverän und analytisch, mit exakten Einsätzen und großem Gefühl für Nuancen und Klangfarben. Schade, dass nur etwa 600 Zuhörer im Saal waren. er

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort