Ausstellung: "Reichtum durch Armut" - Aufstieg und Fall der Zisterzienserabtei Himmerod

Wittlich/Großlittgen · Himmerod war nicht nur ein spirituelles Zentrum. Die Mönche haben mit ihrem Arbeitseifer und ihrem enormen wirtschaftlichen Erfolg auch die Landschaften der Region geprägt. In Wittlich erinnert nun die Ausstellung "Reichtum durch Armut" an Aufstieg und Fall der Zisterzienserabtei.

Dieser Stab gehörte dem ersten Abt von Himmerod. Der Abtstab wurde 1973 gegenüber der Trierer Liebfrauenkirche auf dem Areal des früheren Bernhardshofes im Bauschutt gefunden und ist eines der Exponate der Ausstellung „Reichtum durch Armut“. Foto: Heike Matzat

Dieser Stab gehörte dem ersten Abt von Himmerod. Der Abtstab wurde 1973 gegenüber der Trierer Liebfrauenkirche auf dem Areal des früheren Bernhardshofes im Bauschutt gefunden und ist eines der Exponate der Ausstellung „Reichtum durch Armut“. Foto: Heike Matzat

Foto: (g_kultur

Wittlich/Großlittgen. Die schwarze Schlacke auf dem Grund der Salm erzählt von der Bedeutung dieses Klosters. Genau wie die Weinbergsterrassen an der Mosel, wie Fischteiche, Mühlen, Häfen, Schmieden und zahlreiche alte Hofgüter, die zwischen Köln und Speyer übers Land verstreut liegen.Enormer Einfluss


"Doch welche enorme wirtschaftliche Bedeutung das Kloster Himmerod an der Mosel oder in der Eifel wirklich hatte, ist kaum jemandem noch bewusst", sagt Richard Hüttel. Gemeinsam mit seiner Frau, der Kunsthistorikerin Barbara Mikuda-Hüttel, hat der Eifeler, der vor seinem Ruhestand stellvertretender Direktor des Museums für bildende Künste in Leipzig war, eine Ausstellung konzipiert, die zeigen soll, wie groß der Einfluss der Zisterzienser war. Ab dem 11. September ist diese als Teil der Wittlicher Kulturtage in der Galerie im Alten Rathaus Wittlich zu sehen.

Ausgestellt sind Exponate, die mit dem Aufstieg und dem Fall des einzigen noch existierenden Klosters verbunden sind, das Bernhard von Clairvaux selbst gründete: Darunter sind neben Gründungsurkunden von 1135, barocken Wasserleitungen, Kirchenschmuck, Kistenschränken und behauenen Steinen, die zeigen, wie kunstvoll und präzise die Zisterzienser arbeiteten, wahre Raritäten. Zum Beispiel die Mütze des Heiligen. Der Stab des ersten Abtes. Oder die wertvollen Originale jener Schriften, in denen Bernhard festhielt, welche Tugenden Zisterziensern zu eigen sein und wie sie sich im Alltag verhalten sollten. "Bernhard hatte ein schlechtes Image als Kreuzzugprediger und Scharfmacher - aber man muss auch sehen, dass er ein großer Intellektueller war, ein scharfsinniger Psychologe und einer der bedeutendsten Männer des Mittelalters", sagt Hüttel.

Ora et labora, bete und arbeite, war die zentrale Lebensregel, nach der die Mönche in Himmerod lebten. Sie züchteten Vieh, bestellten Äcker, sie wurden zu Meistern der Fischzucht, bewirtschafteten Wälder, terrassierten die Moselhänge und exportierten ihren Wein bis nach Zeeland. Schnell wurde Himmerod so nicht nur zu einem religiösen, sondern auch zu einem wirtschaftlichen Zentrum.Mehr als 600 000 Rebstöcke


Kurz vor seiner Aufhebung im Jahr 1802 war das Kloster mit rund 666 000 Stöcken zweitgrößter Weinbergsbesitzer im Kurfürstentum Trier. 150 weit verstreute Liegenschaften, die einst zur Abtei gehörten, erinnern noch heute an die Tüchtigkeit der Mönche. Darunter die Gransdorfer Biermühle, Hof Failz bei Wittlich, diverse Himmeroder Höfe wie jene in Ürzig und Kesten an der Mosel oder die Eisenhütte, der der Ort Eisen-schmitt seinen Namen verdankt und deren schwarze Schlacke Richard Hüttel für die Ausstellung eigenhändig vom Grund der Salm geborgen hat.
Passenderweise leben die Kuratoren der Ausstellung in Scharfbillig (Eifelkreis Bitburg-Prüm) auch in einem Haus, das einst zu Himmerod gehörte.Güter später verpachtet


Bewirtschafteten die Mönche solche Höfe anfangs noch selbst, wurden sie ab dem 14. Jahrhundert vorwiegend verpachtet. Nur die ertragreichsten Grangien - so nennt man die landwirtschaftlichen Güter der Zisterzienser - betrieben die Mönche als Hofherren mit Hilfe von Lohnarbeitern noch in Eigenregie. Darunter beispielsweise die Güter in Briedel, Ürzig oder Andernach.

Am 26. Juli 1802 hob die napoleonische Regierung das Kloster Himmerod auf. Die Mönche wurden vertrieben, ihr Besitz verkauft, ihre Lebensordnung beendet und ihre Kirche zum Steinbruch.
Die Ausstellung Reichtum durch Armut erinnert an die Blütezeit der Klosterlandschaft.

Die Ausstellung "Reichtum durch Armut" ist auch Teil des Programms der Wittlicher Kulturtage, die noch bis zum 8. November dauern. Begleitend zur Schau im alten Rathaus wird ein umfangreiches Begleitprogramm angeboten mit Weinproben, Vorträgen und Konzerten (siehe Hintergrund).Extra

Die Ausstellung im alten Wittlicher Rathaus wird von Vorträgen, Exkursionen, Konzerten und Weinproben begleitet: Weinproben: Literarische Weinprobe mit Texten von Cae sarius von Heisterbach in Siebenborn am Freitag, 25. September, 18 Uhr, acht Euro, Anmeldung unter Telefon 06535/851. Weinprobe mit mittelalterlicher Musik im Mönchshof Ürzig, Freitag, 6. November, 18 Uhr, 15 Euro, Anmeldung unter Telefon 06532/93164. Ausflug zu Himmeroder Höfen am Donnerstag, 1. Oktober, 10 bis 17 Uhr. Vorträge über die Fischzucht der Zisterzienser (Freitag, 16. Oktober, Himmerod), die Architektur der Zisterzienser (Pater Ignatius Fritsch, 26. November, 19 Uhr, Altes Rathaus Wittlich), die Befreiung vom Überfluss (Niko Paech, Abt Johannes Müller, 15. Januar, 19 Uhr, Himmerod), die Werte der Zisterzienser (Abt Johannes Müller, 13. Januar, 18 Uhr, Altes Rathaus). Konzerte: Vocame (11. Oktober, 15 Uhr, Himmerod), Johannes Geffert: Literarische und musikalische Reise eines italienischen Mönchs, Freitag, 29. Januar, 18 Uhr, Rathaus Wittlich. Weitere Informationen unter Telefon: 06571/171355. kahExtra

Die Ausstellung "Reichtum durch Armut" zur Geschichte des Zisterzienserklosters Himmerod ist von Freitag, 11. September (Vernissage um 17 Uhr), bis zum 31. Januar in der Städtischen Galerie im Alten Rathaus in Wittlich, Neustraße 2, zu sehen. Geöffnet ist sie dienstags bis samstags von 11 bis 17 Uhr, sonntags und feiertags von 14 bis 17 Uhr. kah

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